König Lear
von William Shakespeare
Übersetzung und Bearbeitung von Rolf Schneider

Der König ist alt, er verschenkt sein Reich. Ist das schon Irrsinn? Ist Lear etwa dement, wie seine Töchter glauben? Oder hat sein Narr recht, wenn er sagt: „Du hättest nicht alt werden dürfen, bevor du weise bist!“

In der Tradition des Elisabethanischen Theaters wird in einer All-Male Besetzung gespielt.

Eingeladen zum Shakespeare Festival Neuss.


Inhalt:

Der König ist alt. Der König verteilt sein Reich.

So beginnt William Shakespeares vermutlich im Frühjahr 1606 im Londoner Globe Theatre uraufgeführtes Spätwerk KÖNIG LEAR. Auf alles will der König verzichten: Auf Macht, Politik, Verwaltung, seine Untertanen. Einzig auf den Titel und seinen Namen besteht er: König Lear. Das Reich teilt er in drei Teile, jede seiner Töchter soll einen davon erhalten. Seine liebste Tochter Cordelia jedoch das schönste Drittel. Einzige Bedingung an die Drei: Sie sollen ihre Liebe zum Vater bekunden, aussprechen, wer von ihnen den Vater am meisten liebt. Während sich die älteren Schwestern Goneril und Regan im Schönreden zu übertrumpfen suchen, gibt Cordelia sich geschlagen: Nicht mit Worten liebe sie den Vater, sondern mit dem Herzen, wahrhaftig, ehrlich und direkt. So, wie eine Tochter ihren Vater lieben muss. Nicht mehr, nicht weniger.

Aber das ist Lear zu wenig. Viel zu wenig! 

Warum der alte König in sein selbst gewähltes Exil gehen will, verrät uns Shakespeare nicht explizit. Wir können nur mutmaßen. Vielleicht ahnt er schon, über kurz oder lang nicht mehr Herr seines Verstandes zu sein, damit nicht mehr Herr seiner Entscheidungen und seines Reiches. Der Schritt zurück, in die Obhut seiner ihn umpflegenden Töchter, scheint ihm an der Zeit und das probate Mittel, dem beginnenden Zerfall noch handelnd entgegenzutreten. Doch schon im ersten Akt des Dramas sind sich alle (außer einem) bald klar: Der König ist altersstarrsinnig, launisch, wechselhaft, ungerecht, senil.

Steht Lear am Beginn seiner Demenz?

Demenz: lat. dementia, zu demens „unvernünftig“ bzw. mens „Verstand“, de „von – weg“, „abnehmend“. Für Lear beginnt die „Dämmerung seiner Tage“, wie es zum Beispiel Ronald Reagan bei seinem Abschied von der Öffentlichkeit benannte und sich seiner Alzheimer Erkrankung ergab. Wie reagiert man auf diese Erscheinung des Alters, die Ungerechtigkeiten mit Starrsinn gebiert, dem ohnehin schon immer impulsiven und cholerischen König Lear den Zerrspiegel vorhält und nur eine Richtung kennt: In Wahn, in Wahnsinn, in Wahnsinns-Taten? Die Charaktere der Tragödie suchen alle ihren eigenen Weg, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Die einen mit Liebe, die anderen mit Treue, manche mit Verzicht und stiller Trauer. Der Narr mit Spott und Schelte, die beerbten Töchter erst mit Strenge und Verzweiflung, dann mit Brutalität und offenem Hass.

Aber die Spirale des mentalen Untergangs dreht sich unaufhaltbar…

Hätte es nicht Lear getroffen, sondern einen milderen, sanften Zeitgenossen, wäre es wohl ausgegangen wie im berühmten „Die ganze Welt ist Bühne“-Monolog des Melancholiker Jaques aus WIE ES EUCH GEFÄLLT:  Der letzte Akt, mit dem / Die seltsam wechselnde Geschichte schließt, / Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen, / Ohn Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles. – Was aber passiert, wenn dieses Schicksal der „Wieder-Kind-Werdung“ einen Kämpfer, einen auch mal ungerechten, stets polternden, lauten alten Mann erwischt, wird uns im KÖNIG LEAR erschreckend und berührend vor Augen geführt.

Die Gloster-Story: Sex and Crime and Rock’n’Roll!

Parallel erleben wir die Geschichte des Grafen Gloster, der zwei Söhne hat: Edgar, seinen „rechtmäßigen“, das heißt er ist von ehelicher Geburt, und Edmund, seinen „natürlichen“ Sohn, also seinen Bastard. Wie Edmund sich sein vorenthaltenes Recht auf Erbe und Grafentitel durch Intrige und Verrat erschleicht, wie er den Bruder in die Verbannung, seinen Vater auf die Folter und seine Liebhaberinnen in den Tod treibt, wird mit allen Mitteln des elisabethanischen Theaters erzählt und ist aus heutiger Sicht Sex and Crime and Rock’n’Roll pur!


400. Todestag William Shakespeares (23. April 1564 – 23. April 1616).

Ganz im Stil der Shakespear’schen Spielweise zu Beginn des 17. Jahrhunderts, spielt das NEUE GLOBE THEATER anlässlich des 400. Todestages des „Bard of Avon“, KÖNIG LEAR in einer All-Male-Besetzung: Acht Männer werfen sich in 14 Rollen, beschwören die Elemente, lassen Sturm, Donner und Orkan vor den Augen und Ohren der Zuschauer entstehen und stürzen sich wie damals in wilde Kämpfe und Gefechte.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam und mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

Pressestimmen:

PNN Kritik der Premiere, Hohenzollerische Zeitung, Kreisbote (Landsberg), Wetzlarer Neue ZeitungHolsteinischer Courier

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