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DIE GANZE WELT IST BÜHNE

Wir sind das NEUE GLOBE THEATER, eine schauspielergeführte Theatertruppe aus Potsdam, und hier kann man alles erfahren über unsere Geschichte und unsere Geschichten, die wir Ihnen und Euch auf der Bühne erzählen.

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NEWS

Diener zweier Herren
21. Februar 2023

Coming soon!

Buchbar ab Mai 2024

In Carlo Goldonis berühmtester Komödie DIENER ZWEIER HERREN folgen wir dem ewig hungrigen Diener Truffaldino aus der Provinz Bergamo dieses Mal, in der neuen Bearbeitung von John von Düffel, ins beschauliche Pforzheim der 70er Jahre!

Wenn es daheim keine Arbeit gibt, muss man halt seine sieben Sachen packen und sein Glück in der Fremde suchen. Und wo sonst, als im aufstrebenden Baden-Württemberg, gibt es 1973 lukrativere Jobs und schmackhafteres Essen?

Leider hat Truffaldino seine Rechnung ohne den Wirt gemacht, der hier Gundolf heißt und das Hotel-Restaurant „Zum goldigen Carlo“ führt,  zusammen mit Rosi, seiner sehr heiratsfähigen Tochter, und Blondina, einer ebenso resoluten wie italienischen Gastonomiearbeiterin.

Das hilft nur eins: Ein Job muss her! Denn der Magen ist leer…

Aber warum nicht gleich zwei Jobs, dann gibt‘s doch auch doppelt Essen? Gesagt, getan. Schon sieht Truffaldino sich in einem Dilemma: zwei Herren zu dienen, einem schwedischen Filmproduzenten und einem seltsamen Mafioso, wobei letzterer sich als Herrin entpuppt, die wiederum dem feschen Schweden verfallen ist – das ist dann doch etwas Zuviel, für unseren chaotischen italienischen Provinzsdiener.

Oder… wo kommst du eigentlich wirklich her, Truffaldino???

Erleben Sie das Meisterwerk der Commedia dell‘arte in einer lustigen und lustvollen Neuschreibung des bekannten Autors und Dramaturgen John von Düffel, angesiedelt am Rande des schönen Schwarzwalds im Pforzheim der 70er Jahre, irgendwo zwischen Ekel-Alfred, Klimbim und typisch deutscher Gastfreundlichkeit!

Getreu dem Motto: Lieber Maultaschen für alle, als Maulschellen für Truffaldino!

… Lachen garantiert!


Carlo Goldoni

Carlo Goldoni (* 25. Februar 1707 in Venedig; † 6. Februar 1793 in Paris) war ein italienischer Komödiendichter und Librettist. Der Diener zweier Herren ist das bekannteste Bühnenstück des italienischen Dramatikers. Es wurde 1746 in Mailand uraufgeführt und gilt als Höhepunkt der Commedia dell’arte.

Von 1743 bis 1748 arbeitete Goldoni in Pisa als Anwalt. Angeregt von dem berühmten Arlecchino- bzw. Truffaldino-Darsteller Antonio Sacchi (1708–1788), verfasste Goldoni 1745 dort seine erfolgreiche Komödie Il servitore di due padroni. Die italienische Originalfassung ist daher auch bekannt unter dem Titel Arlecchino servitore di due padroni.

Goldoni bevorzugte später dann, an Stelle der Commedia dell’arte mit ihren Harlekinaden und Possenreißereien, ihren Unanständigkeiten und phantastischen Erfindungen, jedoch mehr und mehr die Charakter- und Sittenkomödie nach Molières Vorbild und reformierte so das italienische Theater radikal.

Alessandro Longhi – Ritratto di Carlo Goldoni (c 1757)


Eine kurze Aufführungshistorie

Schon Johann Wolfgang von Goethe führte den Diener zweier Herren in Weimar auf.

1924 eröffnete Max Reinhardt sowohl das Wiener Theater in der Josefstadt nach einer großen Renovierung mit dieser Komödie, als auch im November 1924 die 2018 abgerissene Komödie am Kurfürstendamm in Berlin. 1946 kam es zu einer Wiederaufnahme von Reinhardts Inszenierung durch Hermann Thimig bei den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule.

Weltberühmt wurde eine Aufführung durch Giorgio Strehler 1947 am Piccolo Teatro in Mailand. Den Truffaldino spielte Marcello Moretti, nach dessen Tod ab 1963 Ferruccio Soleri, der in dieser Rolle bis ins Alter von 78 Jahren auftrat. Die Aufführung Strehlers im Bühnenbild Ezio Frigerios stand jahrzehntelang auf dem Spielplan und bereiste die halbe Welt und war u.a. 2006 auch im Berliner Ensemble zu sehen.

Am 15. November 2007 eröffnete das renovierte Theater in der Josefstadt mit einer Bearbeitung des Stückes von Peter Turrini.

2013 hat John von Düffel seine Neufassung von Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ verfasst, die unter dem Titel „Döner zweier Herren – oder: Hunger integriert!“ im selben Jahr am Theater Pforzheim uraufgeführt wurde.


John von Düffel

Mephisto
11. April 2022

Mephisto, 1936 im Exil geschrieben, wird als Schlüsselroman über den Schauspieler Gustaf Gründgens angesehen. Es handelt sich aber, laut Mann, „um kein Portrait, sondern um einen symbolischen Typus“: Ein Schauspieler im Konflikt zwischen Karriere und Gewissen. Die Verfilmung mit Klaus-Maria Brandauer erhielt 1981 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.


Theaterpädagogisches Material zu MEPHISTO zum Download HIER >>


Inhalt:

Der Pakt mit dem Teufel

Erzählt wird die (fiktive) Geschichte des Schauspielers Hendrik Höfgen, von 1926 am Hamburger Künstlertheater bis zum Jahre 1936, als dieser es zum gefeierten Star des sogenannten Dritten Reiches gebracht hat und zum Intendanten des Berliner Staatstheaters ernannt wird.

Höfgen, der sich erst spät mit den Machthabern des Nationalsozialismus arrangiert und im Ensemble offen den Konflikt mit seinem Nazi-Kollegen Hans Miklas sucht, flüchtet zunächst nach Paris. Lotte Lindenthal, die Frau des „Fliegergenerals“ und Ministerpräsidenten, selbst eher eine mittelmäßige Schauspielerin, wünscht sich Höfgen jedoch als Partner für ihr Berliner Debüt am Staatstheater und kann ihren Mann, „den Dicken“, überreden, Höfgen zurück nach Berlin zu holen. 

Als leidenschaftlicher Schauspieler, dem die Rolle des Mephisto in Goethes Faust wie auf den Leib geschnitten ist, erkennt der Opportunist Höfgen erst viel zu spät, dass er tatsächlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Fast alle Menschen, die ihm etwas bedeuten, wird er bei diesem freien Fall in den moralischen Abgrund verlieren: seine*n Geliebte*n Juliette, seine Frau Barbara, seinen kommunistischen Freund Otto. Einzig die Schauspielerin und Seelenverwandte Nicoletta wird zu ihm halten, mit der er eine Zweckehe eingegangen ist, um der Verfolgung wegen seiner sexuellen Neigungen zu entgehen.

Am Ende ist Hendrik zu einem „Affen der Macht“ geworden, zu einem „Clown zur Zerstreuung der Mörder“. Ein Schauspieler, zerrissen zwischen Karriere und Gewissen. Gipfelnd in dem berühmten Satz:

„Ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Schauspieler!“

Das NEUE GLOBE THEATER wird „Mephisto“ revuehaft als “Tanz auf dem Vulkan” im Zerrspiegel eines politischen Kabaretts der 1920/30er Jahre mit Livemusik und Conferencier auf die Bühne bringen. 


Pressestimmen:

HIER >> Kritik der Premiere am 19. Mai 2023, PNN,

Auszug:
„Mephisto, der Komödiant Dieser Abend des Neuen Globe Theaters zeigt auf den ersten Blick, welche Stunde ihm geschlagen hat: Die des Kabaretts. Genauer: des „Cabarets“. Der Film, der Liza Minelli 1972 berühmt gemacht hat, stand hier deutlich Pate. Ein mal befrackter, mal in schwarzer Spitzenwäsche angetaner Conférencier (Martin Radecke) begrüßt mit „Willkommen, Bienvenue“ und wirft die Szenentitel in den Raum, Klavier und Schlagwerk peitschen das Geschehen voran, sogar die Kostüme bewegen sich irgendwo zwischen den 1970ern, als der Film acht Oscars einheimste, und den späten 1920ern. Der Zeit, in der Klaus Manns „Mephisto“ beginnt.
Der Roman von 1936 gilt als Schlüsselroman und wenig verklausuliertes Porträt des Schauspielers Gustaf Gründgens (1899-1963). Ein Mann, der als genialer Darsteller galt (Paraderolle: Mephisto) und zu einer Zeit, als viele Künstler:innen Deutschland verließen den umgekehrten Weg ging: Er wurde 1934 Intendant des Berliner Schauspielhauses. Bei Klaus Mann, der selbst mit Gründgens Kabarett gemacht hatte, heißt er Hendrik Höfgen. Und auch sonst wollte Mann das Ganze nicht als Porträt verstanden wissen, sondern symbolisch. „Der Mime triumphiert im Staat der Lügner und Versteller“, heißt es bei Mann. Und: Höfgen sei „kein Mensch, nur ein Komödiant.“
Das nimmt die Regie von Kai Frederic Schrickel beim Wort. Höfgen/Gründgens wird hier gespielt von Laurenz Wiegand, mit hingebungsvoller Lust an der Überzeichnung. (…) Dieser Höfgen ist kein Genie, kein Bösewicht, sondern ein Junge, der gefallen will. Er hat kein Rückgrat, aber Talent. Die schauspielerische Bandbreite von ernst bis verführerisch illustriert er behände, grimassiert, grinst ein Gründgens-Grinsen, schmettert ein Lied („Die Nach ist nicht allein zum Schlafen da“), tänzelt umher, wechselt im Stakkato die Kostüme, die Schminke, und findet bald auch, man müsse nicht politisch kämpfen, sondern Geduld haben. Alles ist Spiel und Gesang. Die ganze Bühne ist eine Bühne, oder ein Vorraum dafür: Schminktisch, Kantinentisch, Couch. Die Welt des Theaters. Es wird varietégerecht viel gesungen. (…)
Von Lena Schneider, PNN, 20.05.2023.


Konzept:

Wes‘ Brot ich ess’…

Der neuen Bühnenfassung liegen zwei Statements von Klaus Mann zu seiner Romanfigur Höfgen zu Grunde, die unterschiedlicher nicht sein können: Einerseits spricht er in einem Telegramm 1936 (Titel: „Kein Schlüsselroman“) von einem „symbolischen Typus“ und dass es sich bei der Romanfigur Höfgen um kein „Portrait“ handele, andererseits stellt er in seiner Biografie („Der Wendepunkt“, Erstausgabe 1952) klar, dass die Idee zu diesem Roman vom Schriftsteller Hermann Kesten an ihn herangetragen wurde, der vorgeschlagen hatte, „den Roman eines homosexuellen Künstlers im dritten Reich“ mit der Person Gustaf Gründgens zu verknüpfen.

Klaus Mann wollte oder konnte dieses Sujet, vielleicht auch um sich selbst zu schützen, im Roman nicht 1:1 umsetzen und thematisierte stattdessen, sozusagen als wunden Punkt Höfgens, die sogenannte “Rassenschande“ in Gestalt einer afrodeutschen Geliebten. Eine Spiegelung Klaus Manns, die wir durch die Besetzung dieser Rolle mit einem Mann versuchen wollen herauszuarbeiten. Im Zentrum der neuen Bearbeitung steht aber nach wie vor der sich immer mehr isolierende Hendrik Höfgen, der nach und nach alle wichtigen Menschen, Geliebte wie Freunde, um sich herum durch seinen Opportunismus und unbedingten Karrierewillen verliert.

Gründgens Bleiben in Nazi-Deutschland und seine Karriere als Görings Lieblingsschauspieler hat, nachträglich betrachtet, tatsächlich auch einige Leben gerettet (immerhin hat sich Ernst Busch nach dem Krieg für Gründgens eingesetzt), seine Entscheidung scheint aber aus der Perspektive von 1936 unhaltbar.

Durch Doppelbesetzungen und inhaltliche Fokussierung auf die jungen Hauptfiguren sowie zwei wichtige, politisch radikalisierte Nebenfiguren, will das NEUE GLOBE THEATER mit einem sechsköpfigen Ensemble sowie zwei Live-Musikern die Geschichte von hin- und hergerissenen jungen Menschen und Künstlern erzählen, die in einem totalitären System vor der Entscheidung stehen, zu gehen oder zu bleiben – zu spielen oder zu schweigen. Oder zu schreien!


Klaus Mann (1906 – 1949), der älteste Sohn von Thomas Mann, begann seine literarische Laufbahn in der Zeit der Weimarer Republik als Außenseiter, da er in seinem frühen Werk Themen verarbeitete, die zur damaligen Zeit als Tabubruch galten. Nach seiner Emigration aus Deutschland im Jahr 1933 fand eine wesentliche Neuorientierung in der Thematik seiner Werke statt: Klaus Mann wurde zum kämpferischen Literaten gegen den Nationalsozialismus. Als Exilant nahm er 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Die Neuentdeckung seines Werkes in Deutschland fand erst viele Jahre nach seinem Tod statt. Klaus Mann gilt heute als einer der wichtigsten Repräsentanten der deutschsprachigen Exilliteratur nach 1933. (Quelle: Wikipedia.)

»Man weiß ja, daß die großen Herren Sympathie haben für Komödianten.«

aus: Klaus Mann – Mephisto (1936)


Aufnahme von 1925; von links:
Erika Mann, Klaus Mann, Pamela Wedekind, Gustaf Gründgens.

Bild-Quellenangabe: Sammlung Klaus Blahak, Hannover.
Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlags Hamburg.


Klaus Mann, 1933. Foto von Annemarie Schwarzenbach, Frankreich, Lavandou.

Quelle: Schweizerische Nationalbibliothek, SLA-Schwarzenbach-A-5-08/241


Gustaf Gründgens, 1947. Fritz Eschen, Kabarett Ulenspiegel,
Berlin-Schöneberg, Nürnberger Straße.
© SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Fritz Eschen


Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

Sturm
10. April 2022

Prospero war einst rechtmäßiger Herzog von Mailand, wurde aber durch seinen Bruder gestürzt, samt seiner Tochter Miranda auf hoher See ausgesetzt und an die Ufer einer scheinbar unbewohnten Insel gespült. Hier hat er sich, mit Hilfe der Magie, erneut zum Herrscher über die Wesen dieses Eilands aufgeschwungen: den Luftgeist Ariel und die Hexenbrut Caliban. Als ein Schiff am Horizont mit all seinen Feinden an Bord auftaucht, scheint die Stunde seiner Rache gekommen.



Eine Insel im Nirgendwo.

Jetzt Prosperos Insel. Einst war er rechtmäßiger Herzog von Mailand, wurde aber durch seinen Bruder gestürzt, da er sich mehr um Magie, Kunst und Wissenschaft bemühte, als um seinen Staat. So wurde er mit seiner Tochter Miranda auf hoher See ausgesetzt und an die Ufer jenes unbekannten Eilands gespült, hat von ihm Besitz ergriffen und sich erneut zum Herrscher aufgeschwungen – auch mit Hilfe seiner Zauberkunst.

Doch die Insel ist nicht unbewohnt!

Caliban, eine wilde, ungebändigte Kreatur zwischen Ureinwohner und Monster, ist der eigentliche Herr der Insel. Er wird von Prospero entmachtet und unterjocht, dient ihm fortan als Sklave. Und Ariel, ein Geist der Lüfte, von Calibans Hexenmutter einst in einen Baum gebannt, wird von Prospero befreit und ist ihm nun aus Dankbarkeit verpflichtet. Und sehnt sich doch nur nach seiner Freiheit.

Alles könnte gut sein.

Wäre da nicht Prosperos Drang nach Rache! Als ein Schiff mit allen seinen Feinden an Bord am Horizont auftaucht, lässt er Ariel einen Sturm entfachen, der seine Gegenspieler von ehedem wild verteilt auf seiner Insel stranden lässt. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes: Prospero arrangiert die Verbindung seiner Tochter mit dem schiffbrüchigen Königssohn Ferdinand – und vergibt seinen Widersachern! Sogar Ariel entlässt er aus seinem Dienst in die Freiheit der Lüfte. Einzig Caliban bleibt versklavt und unerlöst in diesem romanzenhaften Ende.

Soweit bekannt, aber…

Mit einer genialen wie vom Publikum gefeierten Bearbeitung von Shakespeares DER STURM durch Joachim Lux (Dramaturg, Regisseur und seit 2009 Intendant am Thalia Theater Hamburg), gelang 2007 unter der Regie von Barbara Frey (langjährige Intendantin am Schauspielhaus Zürich) am Burgtheater Wien / Akademietheater ein außerordentlicher Coup und bescherte dem Haus 10 Jahre ausverkaufte und bejubelte Vorstellungen! Denn hier konzentriert sich das Stück ganz auf drei Charaktere: Prospero, Caliban und Ariel!

Prospero zwingt die beiden ungleichen, wesenhaften Diener seine Geschichte und die seiner Kontrahenten immer wieder und wieder zu erzählen. So wird Prospero auch zum Autor und Regisseur seiner eigenen Vergangenheit, seines Lebens, seiner Zukunft. Dabei verschieben sich die Herrschaftsverhältnisse und Allianzen überraschend komisch und ebenso gefährlich, entstehen immer neue Perspektiven. Was ist Spiel, was Realität?


DER STURM gilt als Shakespeares Vermächtnis.

Es war höchstwahrscheinlich das letzte Stück, welches Shakespeare ohne Co-Autor 1611 verfasst hat, und wurde in der Erstausgabe seiner Werke, der Folio-Druckausgabe von 1623, an den Anfang der Komödien gestellt, was seinen besonderen Rang verdeutlicht. Heute rechnet man das Stück zu den Romanzen, also den romanhaften Tragikomödien.

Oft wird Prospero als Alter Ego Shakespeares interpretiert, und sicher spiegelt sich „der Barde“ in dieser Figur selbst wider. Er, der damals schon etwas aus der Mode gekommene Theater-Zauberer, schließt in dieser Geschichte mit seinen Nachfolgern (Alonso, Antonio) ab, vermählt sein Erbe (Miranda) mit dem des neuen Zeitgeschmacks (Ferdinand) und entlässt seinen schöpferischen Geist (Ariel) in die Freiheit – des Ruhestands. Und steht Caliban im Freud’schen Drei-Instanzen-Modell für das triebgesteuerte Es, so behält Prospero/Shakespeare seine dunkle und brutale Seite für sich und somit unter Kontrolle und Verschluss.

Ähnlich wie bei Don Quijote, dessen Entsagung vom Wahnsinn und seiner Don-Quijote-Identität am Ende des Romans folgerichtig den Tod bedeutet, ist Prosperos Auflösung des Traums am Ende des Sturms kein Neuanfang. Mit dem Verlassen der Insel endet vielmehr die Ära des großen Zauberers, für ihn wie für Shakespeare schließt sich der Kreis auf dieser Welt, im Globe (!), das (schöpferische) Leben ist zu Ende. Denn für beide, Shakespeare wie Prospero, war die Welt der Imagination, der Magie, des Zaubers und des Traums – kurz: des Theaters! – das eigentliche Leben.

DER STURM ist eines der wenigen Stücke Shakespeares, welches die Einheit von Zeit und Raum beibehält, mit einer Insel als Sinnbild des Theatrum Mundi. Eine (vielleicht) wehmütige Reminiszenz Shakespeares an den berühmten Theater-Rundbau des alten Globe Theaters in London. Denn gespielt und geschrieben wurde dieses, sein vermutlich letztes Werk, bereits für das kleinere und feinere Indoor Theater im alten Blackfriars Kloster, einem Raum, der anders als das Globe mit seiner Open-Air Atmosphäre, eine andere Bühnensituation vorgab: eine bessere Akustik, künstliches Licht durch Kerzenbeleuchtung und eine meist rein höfische Zusammensetzung des Publikums mit ihrem neumodischen Geschmack in Bezug auf Kleidung, Musik und Themenwahl.


Das NEUE GLOBE THEATER kehrt mit dieser Inszenierung wieder zu seinen Wurzeln zurück, dem Elisabethanischen Theater. Dabei nutzen wir Shakespeares wundervolle Sprache, seine lebenspralle Verspieltheit und Lust, die Welt mit den Mitteln des Theaters zu erkunden, um dem Zuschauer immer wieder den sinnlichen Genuss von erlebtem Bühnengeschehen und eigener Fantasie vor Augen und Ohren zu führen.

Ein Spiel um Macht und Ohnmacht, um Rache und Vergebung, rau und fein zugleich, voll praller Komik und Musik, rätselhaft und widersprüchlich, und dabei auch Shakespeares Vermächtnis an uns alle. Denn er hinterlässt den Zuschauern durch Prospero diese Worte:

Die Zauber sind vorbei. Unsre Spieler
Waren Geister alle und
Zerfließen nun zu Luft, zu dünner Luft.
Und wie dies ins Nichts gebaute Trugbild
Werden einst wolkenhohe Türme, Paläste,
stille Kirchen, ja der große Erdball selbst,
mit allem, was auf ihm Wohnung nahm, vergeh´n
und wie dies wesenlose Schauspiel zerfließen,
verschwinden ohne Spur. Wir sind aus solchem Stoff,
aus dem die Träume sind, und unser kleines Leben

beginnt und schließt ein Schlaf. 


Pressestimmen

Parktheater Bensheim, Bergsträßer Anzeiger hier >>

„Gerade für junge Zuschauer, die am Dienstagabend zahlreich präsent waren, dürfte dieser kurzweilige und unkonventionelle Bühnenorkan die Tür zum Theater ein Stück weit aufgestoßen respektive noch weiter geöffnet haben. Stürmischer Applaus im Parktheater.“

Stadttheater Landsberg, Der Kreisbote/Münchner Merkur hier >>

„Das Neue Globe entführt mit seinem „Sturm“ eineinhalb Stunden auf die hoch unterhaltsamen Wogen der Komödie. Aber das Spektakel samt Happy End soll nicht nur den Augen­blick versüßen, sondern wirken – nachhaltig. Da darf man dann zu den großen Worten wie Liebe, Frieden und Weisheit greifen. Denn auch wenn „wolkenhohe Türme, Paläste und der große Erdball selbst“ ohne Spur verschwinden werden und „unser kleines Leben“ ein Schlaf beginnt und schließt: Es geht schließlich um Visionen.“

zur Premiere des Neuen Globe Theaters am 21. April 2022 in Potsdam:

Potsdamer Neueste Nachrichten PNN hier >>

«Himmel oder Hölle – Das Neue Globe Theater kehrt zu seinen Wurzeln zurück und bringt Shakespeares „Sturm“ zur Premiere… Dies in einer 90-minütigen Fassung, die auf der Theaterfassung von Joachim Lux beruht, im T-Werk in diesen gesellschaftlich bewegten Zeiten zu erleben, ist ein besonders überbordendes Theatererlebnis…. es vergehen einem Hören und Sehen, es schwindelt einem geradezu bei dieser überbordenden Spiel- und auch immer wieder Sangeslust der drei Akteure unter der flotten Regie von Kai Frederic Schrickel, die auch wieder mit den unterschiedlichsten Facetten von Männlichkeit spielt. Und man folgt ihr auch bereitwillig in die philosophischen Verästelungen des Stücks, das als letztes des großen britischen Dramatikers und sozusagen als sein Vermächtnis gilt.» (Astrid Priebs-Tröger, Potsdamer Neueste Nachrichten PNN)


zur Ur-Aufführung der Bearbeitung von Joachim Lux am Akademietheater Wien 2007 (Regie: Barbara Frey):

«radikal, aber virtuos verknappt» (Wiener Zeitung)

«Ausgeburt der Phantasie … Versuchsanordnung, Skizze, Spiel und Erzählung in einem» (Frankfurter Rundschau).

«Dieser Sturm verbläst gewohnte Sehweisen und beschert einen kurzweiligen Theaterabend, der auf Tiefgang nicht verzichtet und wie ein Theaterorkan über die Bühne fegt.» (OÖ Nachrichten)


Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

 

Max und Moritz (M&M) – Da ist noch was im Busch!
28. Juni 2021

Für Kinder und Jugendliche von 6 – 12 Jahren.

Und natürlich für alle anderen auch!


„Max und Moritz“ haben den
1. Preis beim 18. Kindertheater-Festival KIT 2023
im Stadttheater Amberg gewonnen!

Hier geht es zum online Artikel von >> Onetz


Unser umfangreiches „Theaterpädagogisches Begleitmaterial“ inkl. Hand-Out zum Ausmalen, Rätseln und Schmökern, finden Sie als Download HIER >>


Wir sind: Max und Moritz – Check!
Der M&M-Move zum Mitmachen.



Max und Moritz: Sie sind wieder da!

Etwas still war es um die beiden Bösen Buben geworden, die „Antihelden“ unserer Kindheit und der Kindheit unserer Groß-, Urgroß- und Ururgroßeltern, die immer einen neuen wilden Streich ausgeheckt haben, der einem die Haare zu Berge stehen ließ und manchem Huhn das köstliche Leben gekostet hat. Doch wie durch ein Wunder haben sie die Mühle überlebt – vielleicht war es ja auch nur eine üble Fantasie vom alten Herrn B. von anno dazumal!?!

Da stehen sie also wieder, bunt und frech wie eh und je, und laufen schnurstracks einem farblosen und überaus humorlosen Erzähler über den Weg, der dreist behauptet, ihre Geschichte, die Geschichte von Max und Moritz, weitererzählen zu dürfen! Was soll denn das???

Kurzerhand wird der „Buschmann“, wie sie ihn kühn nennen, überstimmt und die beiden nehmen ihm das Heft, respektive das Buch aus seiner farblosen Hand. Doch was müssen sie sehen: der Ort ihrer genialen Streiche, Wilhelmsbusch genannt, ist nur noch ein öder Flecken, in dem der „Boltewismus“ herrscht und die Macht von einem ominösen Heiligen Huhn an sich gerissen wurde. Big Huhn is watching you!

Dabei sind sie alle noch da, die Bewohner von Wilhelmsbusch und früheren Opfer ihrer Streiche: die Witwe Bolte, der Lehrer Lämpel, der Schneider Böck, Onkel Fritz und der Bäcker Ei, doch sind sie kaum wiederzuerkennen! Als graue Schatten, als Schwarz-Weiß-Ausgaben ihrer selbst versuchen sie, die Regeln des Heiligen Huhns (keine Fragen, keine Farben) zu befolgen. Oder auch nicht… Denn schon hat die Witwe Bolte einen lukrativen Schwarzmarkthandel mit gebratenen Hühnerkeulen etabliert. Obwohl es streng verboten ist, in Wilhelmsbusch, Huhn im Haus zu haben! Wenn das mal nicht der emsige Hühnerbeauftragte des Ortes bemerkt. Denn dann gibt es Ärger!

Wie M&M, so nennen sich die beiden mittlerweile, mit neuen Streichen wieder Farbe in ihre Welt bringen und sich quasi als „anarchistische Systemverweigerer“ wie damals gegen die Welt der Erwachsenen, deren Regeln und Einschränkungen behaupten, erleben wir in der frischen neuen Version von Bernhard Studlar als Deutsche Erstaufführung.

Ein Theaterstück für Kinder und Jugendliche von 6-12 Jahren – und natürlich auch für alle Erwachsenen, die die beiden Lausbuben Max und Moritz als DIE Klassiker der deutschen Comic-Literatur von 1865 wieder treffen können. Eine kindgerechte, fröhliche Inszenierung und irgendwie auch eine politische Wiedergutmachung an den Bösen Buben, deren Schicksal diesmal ganz sicher nicht in einer Mühle enden wird!

Dauer: 60 Minuten ohne Pause


Presse:

Parktheater Bensheim >> Bergsträßer Anzeiger

„Mit seinem Stück bringt das Neue Globe Theater unter der Regie von Kai Frederic Schrickel keine weichgespülte Story auf die Bühne. Max und Moritz setzen sich zwar für das Gute und Richtige und nicht zuletzt für Werte wie Freundschaft und Zuverlässigkeit ein, doch bewahrt die Aufführung auch in den Kostümen von Hannah Hamburger das Groteske der Vorlage …  Auch die grausamen Komponenten des Originals sind nicht eliminiert. „Ricke-Racke“ – die schreckliche Mühle – liegt als Drohung immer wieder über dem Geschehen … Doch legen M & M dem Buschmann am Ende das Handwerk für immer und befreien alle Hühner … allein schon das unangepasste Verhalten und die Frechheit der Hauptpersonen erfreute das Herz des jungen Publikums. Dazu die vielen Clownerien und Running Gags wie die Cola-Dose, aus der nur Konfetti kommt, oder eine Banane, mit der die dummen Erwachsenen immer wieder hereingelegt werden, Slapstick-Elemente und viel Sprachwitz. Am Ende gab es langen Applaus und begeisterte Rufe.“ (von Eva Bambach)

Stadttheater Amberg, 18. Kindertheater Festival KIT, Kritik: >> Onetz

„Das „Neues Globe Theater“ Potsdam hat sich dem Sprechtheater verschrieben, bringt dabei eigentlich Klassiker von Shakespeare bis Brecht auf die Bühne – und ohne eigene Spielstätte an ständig wechselnde Orte in der Republik. Erstmals hat das Ensemble seit Oktober auch Kindertheater im Programm. Ein lang gehegter Wunsch, wie Schauspieler und Regisseur Andreas Erfurth nach der zweiten Vorstellung am ersten Kit-Tag verrät. „Aber wir haben lange nicht das richtige Stück gefunden.“ Ein Zufall half: Als Martin Radecke und Laurenz Wiegand, die jetzt Max und Moritz spielen, im Tourbus wieder mal Quatsch machten, drängte sich der Vergleich mit Wilhelm Buschs bösen Buben geradezu auf – und das Stück war gefunden. Nicht die Original-Geschichte, sondern die moderne Umdeutung von Bernhard Studlar. Die ist für diejenigen, die den Klassiker noch kennen, genauso unterhaltsam und lehrreich wie für die, denen „M & M“ hier zum ersten Mal begegnen.

Bei den meisten ihrer Schützlinge, so verrieten einige der begleitenden Betreuerinnen der Kindergartenkinder im Publikum, war genau das der Fall: Die Kinder heute kennen Wilhelm Buschs Geschichten gar nicht mehr. Müssen sie auch nicht, denn sie lernen die beiden ja im einstündigen Stück kennen. Eine Stunde Theater, für Sechsjährige, ohne Pause? Wer hier Zweifel hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt: Die Kinder verfolgten gebannt das turbulente Geschehen, mit großen Augen, offenem Mund, blieben bis zum Schluss dabei und mischten sich auch lautstark ein.“ (Heike Unger, ONETZ PLUS)

Stadttheater Amberg, 18. Kindertheater Festival KIT, 1.Preis: >> Onetz 

„Max und Moritz – Da ist noch was im Busch“ gewinnt Amberger Kindertheaterfestival!
Die Aufführung beim Amberger Kindertheaterfestival „Max und Moritz – Da ist noch was im Busch“ überzeugte die Jury. Der KIT-Preis 2023 geht an das Neue-Globe-Theater (Potsdam). Das Ensemble darf das Kindertheaterfestival 2024 eröffnen.


Bernhard Studlar

Geboren 1972 in Wien. 1991–1996 Studium an der Universität Wien (Theaterwissenschaft, Philosophie, Germanistik, Publizistik). 1995–1998 Dramaturg und Regieassistent am Theater der Jugend in Wien. 1998–2002 Studium an der Hochschule der Künste im Fach Szenisches Schreiben. 2005 gründete er zusammen mit dem Regisseur Hans Escher die WIENER WORTSTAETTEN, ein interkulturelles Theaterprojekt zur Förderung des Austauschs und der Vernetzung zwischen österreichischen und internationalen Autorinnen und Autoren.

Bernhard Studlar schreibt Stücke als Einzelautor sowie im Autorenduo mit Andreas Sauter. 2001 Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes für sein Stück „Transdanubia-Dreaming“, das im Januar 2003 am Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde. Das erste mit Andreas Sauter gemeinsam verfasste Stück „A. ist eine andere“ wird 2000 mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker ausgezeichnet und 2004 als „Hörspiel des Jahres 2004“ der Stiftung Radio Basel. „All about Mary Long“ erhält den Preis für eine „Radikalkomödie“ vom Staatstheater Kassel (UA beim Donaufestival 2004). Im Dezember 2003 Uraufführung von „Mariedl-Kantine“ am Wiener Burgtheater.

2010–2015 schrieb Bernhard Studlar fünf Stücke in Folge für das Theater Rabenhof in Wien: „Human Being Parzival“, „Don Q“, „Die prima Stadtmusikanten – Rette sich, wer kann!“ „Max und Moritz (M&M) – Da ist noch was im Busch!“ und „Robinson Crusoe“ sowie eine Trilogie von Kinderstücken mit den Themen Raum („Um die Ecke“), Zeit („Bis später“) und Essen („Mahlzeit“). 2014 bearbeitete er den Roman „Nullzeit“ von Juli Zeh für das Theater Bonn, 2015 wurde sein Stück „Die Ermüdeten oder Das Etwas, das wir sind“ am Schauspiel Leipzig uraufgeführt, im März 2017 das Auftragswerk „Nacht ohne Sterne“ am Slowakischen Nationaltheater in Bratislava.

Bernhard Studlar lebt als freischaffender Autor in Wien.


Die URAUFFÜHRUNG von Max und Moritz (M&M) – Da ist noch was im Busch! war am 27.03.2014 im Theater Rabenhof Wien.


Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

 

 

 

 

 

 

 

Ein deutsches Leben
26. Juni 2021

Brunhilde Pomsel, Berlinerin, 1911 geboren und aufgewachsen im Berlin der 20er Jahre, arbeitete als Sekretärin für einen jüdischen Rechtsanwalt und dann ab 1933 in der Abteilung Zeitfunk der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Für diese Anstellung musste sie in die NSDAP eintreten.

1942 kam sie ins Büro von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Sie war keine flammende Anhängerin der Nazis; sie war, wie sie sagte, völlig unpolitisch. „Nur eine ansteckende Krankheit hätte mich davor bewahren können“, erklärt Pomsel zu diesem Stellenwechsel. „Und doch fühlte ich mich geschmeichelt, weil es eine Auszeichnung war, die schnellste Stenotypistin des Rundfunks.“

Pomsel blieb bis zum Kriegsende Goebbels Sekretärin. Im Luftschutzkeller unter dem Propagandaministerium verbrachte sie die letzten Stunden mit ihrem Chef und seiner Familie – bis zum Mord an den gemeinsamen sechs Kindern und dem Suizid von Joseph und Magda Goebbels. Noch im Bunker wurde sie von den sowjetischen Truppen aufgegriffen. Nach fünfjähriger russischer Gefangenschaft setzte sie ihre Karriere als Chefsekretärin bei der ARD fort.

Dieses grandiose Solo basiert auf Gesprächen und Vorgesprächen für den Film „Ein deutsches Leben“ (2016), die Brunhilde Pomsel im Alter von 102 Jahren führte. Sie erzählt als Zeitzeugin mit exzellentem Erinnerungsvermögen aus ihrer Sicht, aus der Sicht der „unpolitischen Mitläuferin“, ein wichtiges Stück Zeitgeschichte.


Christopher Hampton hat mit „A German Life“ aus diesen originalen Interviews eine eindrucksvolle und aufschlussreiche Studie dieses deutschen Lebens verfasst – und das nicht ohne Humor! Im April 2019 feierte dieses besondere Stück mit Maggie Smith im Bridge Theater London seine umjubelte Uraufführung.

Am 10. Oktober 2020 war „Ein deutsches Leben“ erstmals in deutscher Sprache mit der beliebten Schauspielerin Brigitte Grothum am Schlosspark Theater, Berlin, zu erleben.

Mit dem NEUEN GLOBE THEATER ist diese Deutsche Erstaufführung nun auch im gesamten deutschsprachigen Raum als Gastspielproduktion zu erleben.

Buchbar die ganze Spielzeit 2022/23

Dauer: 75 Minuten ohne Pause

Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag, Wien


Pressestimmen:

„Brigitte Grothum brilliert in der Rolle von Goebbels Sekretärin … Mit Spannung verfolgt man ihr sensationelles Bühnensolo … nuanciert und beklemmend …“ (Berliner Morgenpost)

Brigitte Grothum macht nachdenklich … nicht zuletzt dank der bis auf die kleinste Nuance ausgefeilten Zerrissenheit der gealterten Brunhilde Pomsel, die Brigitte Grothum so exzellent und fast körperlich jedem einzelnen Zuschauer zu vermitteln vermag.“ (Kulturmanagement Berlin Südwest)

Zurück bleibt neben diesem interessanten und wichtigen Stück Zeitgeschichte in ungewöhnlichem Format: Fassungslosigkeit.“ (aufderbuehne.de)

Ein Triumph der Brigitte Grothum.“  (Kulturvolk Blog, Reinhard Wengierek)


Anmerkung des Autors:

Zum ersten Mal wurde ich auf Brunhilde Pomsel aufmerksam, als Jonathan Kent mir den Dokumentarfilm „Ein deutsches Leben“ vorstellte. Regie hatte das Wiener Kollektiv Christian Krönes, Florian Weigsamer, Roland Schrottenhofer und Olaf. S. Müller geführt. Gedreht in einem ästhetisch schönen Schwarz-WeißFormat, um ein 102 Jahre altes Gesicht hervorzuheben, das zerfurchter ist als das von W.H. Arden, durchbrochen von Originalausschnitten damaliger Filme und Bildern aus Konzentrationslagern. Der Film hinterlässt einen eindrucksvollen düsteren Nachgeschmack, aber keinen einfachen Weg für einen Dramatiker ihm zu folgen. Auch das Buch, das dem Film zugrunde liegt (mit dem englischen Titel „The Work I Did“) war in dieser Hinsicht nicht sehr anregend. So fasziniert ich von Frau Pomsel war, so ratlos war ich, wie ich vorgehen sollte, bis mir Christian Krönes das 235-seitige Transkript der Gespräche, die er und sein Team mit ihr im Jahr 2013 geführt hatten, übergab. Plötzlich wurde sie lebendig. Ihre Lebhaftigkeit, ihr Humor, ihre Erzählkraft und ihr Ausweichen, das sich oft durch einen Bruch ihres sonst so flüssigen Erzählens ausdrückt.

Während man es, nachdem man den Film gesehen hat, kaum für möglich hält, dass sie nichts von der Endlösung wusste, obwohl sie für Goebbels arbeitete, war ich nach der Lektüre des Transkripts davon beinahe überzeugt, vor allem durch ihre majestätische Gleichgültigkeit, dem gegenüber was in der Außenwelt passiert sein könnte. Das Bestreben von allen gut zu sprechen – jeder der nicht als sehr nett bezeichnet wird ist eindeutig ein Mistkerl – stolz darauf, wie pflichtbewusst sie in der Arbeit war und mit einer gewissen Skepsis den bizarren und irrationalen   Aufrufen der Politik und der Männer (für sie gleichbedeutend) gegenüber, gehört sie zu jener Wählerschaft, die uns heute so vertraut ist, den Personen, die Autoritäten für gut halten. Die Ironie ist, dass es genau das Ministerium war in dem sie arbeitete – Goebbels‘ Propagandaministerium -, das diese Techniken erfunden und perfektioniert hat, die zynischerweise von heutigen Politikern benutzt werden, um Menschen wie sie in die Irre zu führen, zu benutzen und zu belügen.

Kurz gesagt, ich habe keine Ahnung inwieweit sie die Wahrheit sagt; und es war genau diese Mehrdeutigkeit, die mich an diesem Thema am meisten reizte. Allgemein bevorzuge ich es, Urteile und Schlussfolgerungen dem Publikum zu überlassen. Der Fall von Brunhilde Pomsel bleibt für mich in der Schwebe.

Das ist das erste Mal, dass ich ein Solo geschrieben habe. Für Schauspieler schreiben – so definierte ich üblicherweise meinen Beruf – ist ein gemeinschaftlicher Prozess, Schreiben für eine Schauspielerin noch mehr. Diejenigen von Ihnen, die das Stück gesehen haben, werden rasch viele Unterschiede zwischen Text und Aufführung bemerken. Insbesondere ist der gedruckte Text um zwanzig Prozent länger als die gespielte Fassung. Wenn man das Glück hat, mit der unvergleichlichen Maggie Smith arbeiten zu können, ist man gut beraten ihre Vorschläge und ihren Instinkt aufzunehmen und alles zu tun um ihre Stärken zur Geltung zu bringen. Ich sehe dieses Stück als Rohmaterial, durch das jede Schauspielerin ihren eigenen Weg gehen kann. Im Royal Court Theatre, wo meine Karriere begann, galt der Text als heilig und es wurden heftige Kämpfe um jeden Beistrich geführt und allein der Gedanke, den Autor zu fragen, das Stück weiter zu „entwickeln“, wäre als Ketzerei angesehen und verächtlich abgetan worden. Davon bin ich noch immer geprägt. Ich bevorzuge es im Großen und Ganzen, dass meine Stücke so gespielt werden, wie sie geschrieben sind – aber ich muss zugeben, dass dieser Prozess der Dekonstruktion, der Analyse und der Destillation mit Maggie Smith und Jonathan Kent höchst erfreulich war; und ich bin beiden extrem dankbar.

Christopher Hampton (März 2019)

Don Quijote
13. Juni 2019

Die Geschichte von Don Quijote und Sancho Panza wird zu einem Fest für zwei Schauspieler, die sich an der Welt und aneinander bis zur völligen Erschöpfung abarbeiten. Auf einmal wird aus diesem opulenten Prosawerk die Vorlage für ein Stück Theater schlechthin. Weil es dem Kern dessen nachgeht, was Theater ist: Realität mit Sprache, Körper und Bühne zu illusionieren.


Inhalt:

Don Quijote ist ein leidenschaftlicher Leser von antiquierten Ritterromanen, dem es immer schwerer fällt, zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden. So hält er sich plötzlich selbst für einen stolzen Ritter, der ein Abenteuer nach dem nächsten zu bestehen hat, um so seiner holden Herrin Dulcinea von Toboso die Ehre zu erweisen. Er bastelt sich eine Rüstung zusammen, steigt auf seinen klapprigen Gaul Rocinante und lebt seinen Traum der heiligen Ritterschaft, indem er gegen mächtige Zauberer und grimmige Riesen kämpft. Oder sind es doch nur Windmühlen? Treu an seiner Seite reitet sein Knappe Sancho Panza, dem er eine Insel und den Posten des Gubernators in Aussicht stellt, und der immer wieder versucht, seinen Herrn vor dem schlimmsten Unheil zu bewahren. Denn meist enden die Episoden damit, dass Don Quijote verprügelt wird und wenig ruhmreich als „Ritter von der traurigen Gestalt“ von Sancho verarztet werden muss.
Im zweiten Teil ist Don Quijote mittlerweile selbst eine literarische Berühmtheit geworden. Ebenso wie die „heimliche Hauptfigur“ Sancho Panza! Ein letztes Mal machen sich beide auf den Weg zu ruhmreichen Aventiuren, bis Don Quijote in einem letzten Kampf gegen sein eigenes Spiegelbild unterliegt und sich selbst die Unsinnigkeit seiner Handlungen eingesteht.


DON QUIJOTE und das NEUE GLOBE THEATER

Nach unseren Erfahrungen mit dem Theater-Lockdown während der Corona-Krise und den daraus resultierenden Anforderungen auf, vor und hinter der Bühne, planen wir 2021, eine Pandemie-kompatible Zwei-Mann-Schauspiel-Produktion herauszubringen, die quasi aus der Wurzel unseres Theater-Selbstverständnisses entspringt. Als Grundidee dienen uns dabei die Parallelen zwischen dem Globe-Theater Shakespeares und unserer heutigen Situation. Denn auch zu Shakespeares Zeiten wurden Theater wegen Seuchen geschlossen:

Während William Shakespeares Karriere als Schauspieler, Dramatiker und Teilhaber einer Theatertruppe, starb fast ein Drittel der Einwohner Londons an der Pest. Fielen in einer Woche mehr als 30 Londoner der Seuche zum Opfer, so lautete die Regel, mussten das Globe und die anderen Theater ihre Pforten schließen. Was so häufig vorkam, dass sie in den Jahren zwischen 1603 und 1613 für insgesamt 78 Monate geschlossen waren, also weit über die Hälfte der Zeit.

Um damals im Angesicht der Seuche Theater produzieren zu können, mussten Formen, Dramen, Konstellationen entwickelt werden, um eine „Theater-Normalität“ auch im Zeichen der Pandemie stattfinden lassen zu können. Wie sahen diese aus? Sind diese Spiel- und Erzähl-Formen auf unser Heute übertragbar? Und ist vielleicht das, was da am Ende herauskommt, gar nicht so anders, als es der Zuschauer von heute (er)kennt?

Seit Gründung des NEUEN GLOBE THEATERS 2015 untersuchen wir immer wieder die Schnittstellen zwischen Elisabethanischem und Modernem Theater. Uns interessiert, ob gewisse Entscheidungen der damaligen Spielpraxis mit der seuchenbedingten Gesamtsituation korrelierten. Ist das Spielen im runden Globe-Theaterbau nach drei Publikumsseiten auch eine Schutzfunktion, um sich nicht gegenseitig das Bakterium (oder das Virus…) ins Gesicht zu spucken? Bietet eine leere Bühne (Wortkulisse) nicht die optimalen Voraussetzungen für Mindestabstände? Ist das Spielen unter freiem Himmel bei Tageslicht auch der Erkenntnis geschuldet, dass diese Theateraufführung in einem gut durchlüfteten Umfeld stattfinden kann? Und sind zwei Männer, die z.B. in Shakespeare’s Romeo und Julia ein heterosexuelles Paar geben, nicht per se nur ein Konstrukt, eine Theater-Behauptung, und müssen sich daher auch nicht „in echt“ küssend um den Hals fallen?

Wir wollen also versuchen, eines der größten nicht stattgefundenen Abenteuer der Weltliteratur aus dieser Perspektive auf der Bühne zu erzählen. Cervantes’ Geschichte des Don Quijote und seines Dieners Sancho Panza in der kongenialen Fassung des jungen deutschen Dramatikers Jakob Nolte.

Denn dieser Don Quijote aus La Mancha ist der Prototyp des Elisabethanischen Schauspiel-Prinzips. Fast nichts, was er sieht, ist wirklich da. Der Kampf gegen die Riesen ist nicht nur ein (sinnbildlicher) Kampf gegen Windmühlen, sondern am Ende ein Kampf mit sich selbst. Oder gegen sich selbst. Gegen seine eigene Realität. Und im zweiten Teil des Don Quijote sieht sich dieser gar mit sich als literarischer Figur konfrontiert. Nichts ist wirklich. Alles ist Schein. Alles ist Theater. Die ganze Welt ist Bühne.

Cervantes‘ DON QUIJOTE ist für uns eine echte literarische Schatztruhe und er selbst als Autor bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte. Nicht nur, dass er Zeitgenosse Shakespeares war und am selben Tag wie er starb (23. 4. 1616, heute Welttag des Buches), er hat in seinem DON QUIJOTE in der Figur des Cardenio jenen Helden erfunden, der Titelgeber von Shakespeares verschollenem Drama „Cardenio“ war.


DON QUIJOTE – der große Roman von Cervantes wird durch die filigran poetische Fassung von Jakob Nolte und die beeindruckende Übersetzung von Susanne Lange zu einem Fest für zwei Schauspieler, die sich an der Welt und aneinander bis zur völligen Erschöpfung abarbeiten. Auf einmal wird aus diesem opulenten Prosawerk die Vorlage für ein Stück Theater schlechthin. Weil es dem Kern dessen nachgeht, was Theater ist: Realität mit Sprache, Körper und Bühne illusionieren. Die gegenseitige Abhängigkeit von Don Quichote und Sancho Panza verführt die beiden immer wieder aufs Neue, sich auf das nächste Spiel einzulassen. Weil ein Leben ohne einander nicht vorstellbar ist. Und also auch kein Leben ohne Phantasie.
(Quelle: S. Fischer Theater Medien.)

DON QUIJOTE von Jakob Nolte war eine Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin in Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen, Uraufführung ebenda 2019 unter der Regie von Jan Bosse, mit Ulrich Matthes und Wolfram Koch.

MIGUEL DE CERVANTES SAAVEDRA (1547 – 1616) gilt als Spaniens Nationaldichter. Er veröffentlichte 1605 den ersten Teil seines Don Quijote unter dem Titel El ingenioso hidalgo don Quijote de la Mancha, übersetzt Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha. Der zweite Teil erschien 1615 unter dem Titel Segunda parte del ingenioso caballero don Quijote de la Mancha.

JAKOB NOLTE, geboren 1988, wuchs in Barsinghausen am Deister auf. Seine Theaterstücke wurden mehrfach prämiert und an zahlreichen Bühnen Europas gespielt. Sein Debütroman ALFF wurde mit dem Kunstpreis Literatur 2016 ausgezeichnet. Sein Roman Schreckliche Gewalten war 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Diese Jahr erschien von ihm Kurzes Buch über Tobias im Suhrkamp Verlag. Er ist Co-Kurator der Webseite tegelmedia.net und lebt in Berlin.

SUSANNE LANGE lebt als freie Übersetzerin bei Barcelona und in Berlin. Sie überträgt lateinamerikanische und spanische Literatur, sowohl klassische Autoren wie Cervantes als auch zeitgenössische wie Juan Gabriel Vásquez oder Javier Marías. 2009 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für ihre Übertragungen aus dem Spanischen ausgezeichnet, insbesondere für ihre Neuübersetzung des DON QUIJOTE VON DER MANCHA von Miguel de Cervantes.


PRESSESPIEGEL

Kritik der Premiere in der PNN , Neubur an der Donau – Donaukurier, Stadttheater Lippstadt – Der Patriot, Uhlandbau Mühlacker – Mühlacker Tagblatt, Hameln – DeWeZet, Burghausen – PNP Passauer Neue Presse, Parktheater Bensheim – Bergsträßer Anzeiger

 


Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR #TakeAction.

 

Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

 

Der tollste Tag oder Figaros Hochzeit
12. Juni 2019

Die triumphale Intrigen-Komödie aus den Vorwehen der Französischen Revolution bietet in dieser Version statt süßlicher Opernseeligkeit geschliffenen Wortwitz und turbulenten Overdrive. Graf Almavivas „Recht der ersten Nacht“ scheint die #MeToo Debatte bereits vorweggenommen zu haben. Reichen Susannes und Figaros Witz als Waffe da noch aus?


Die Kritik („Eine gigantische Show!“) der Premiere am 1. August in Potsdam aus der PNN – Potsdamer Neueste Nachrichten finden Sie hier >>.


Inhalt:

Figaro kann es kaum erwarten: Endlich darf er seine geliebte Susanne heiraten!

Sein Dienstherr, der Graf Almaviva, macht dem jungen Paar sogar eines seiner unzähligen Betten zum Hochzeitsgeschenk. Und gleich noch ein Zimmer in seinem Schloss dazu, direkt neben dem eigenen Schlafgemach… Damit Figaro einen kurzen Dienstweg hat, denkt Figaro. Seine Susanne weiß es besser!

Denn der testosterongesteuerte Graf hat es auf Susanne abgesehen. Er hintertreibt mit Hilfe seines Intriganten Bazillus die Hochzeitspläne und will auf das “Recht der ersten Nacht” mit der Zofe bestehen, während Figaro für ihn als reitender Bote außer Haus sein soll. Jenes „Recht“, das er selbst einst aus Liebe zu seiner Gräfin abgeschafft hatte.

Was jetzt?

Um Susanne heiraten zu dürfen, ohne auf die amourösen Besitzansprüche des Grafen eingehen zu müssen, will Figaro gegenintrigieren. Das Hochzeitspaar verbündet sich mit der unglücklichen Gräfin Almaviva: Ein Kleidertausch soll helfen, den lüsternen Grafen beim nächtlichen Rendezvous der Untreue zu überführen.

Hier betritt Cherubin die Szene: Der liebestolle junge Höfling, der hinter jedem Rock im Schloss her ist, soll Ihnen helfen. Doch da gerät das Verwirrspiel außer Kontrolle, denn die falsche Person steckt zur Unzeit in den falschen Kleidern im falschen Zimmer und der List droht die Entdeckung. Bis der arme Cherubin in Frauenkleidern mit einem gewagten Sprung aus dem Fenster das Weite sucht – direkt in das Blumenbeet des ewig betrunkenen Gärtners Antonio!

Auch das noch! 

Zu allem Unglück kreuzt nun auch noch die abgetakelte Schlossbewohnerin Marcelline auf. Sie beansprucht Figaro für sich und hetzt ihm wegen eines angeblichen Eheversprechens ihren unseriösen Winkeladvokaten Doktor Bartholo auf den Hals. Mit einem korrupten Gerichtsverfahren sollen Susanne und Figaro in die Enge getrieben werden.

Aber Figaro ist mit seinem Witz und Charme noch lange nicht am Ende!


Worum geht’s?

Das Thema des Widerstandes gegen ungerechtfertigte Machtausübung, Ausnutzung von Abhängigen, sexuelle Übergriffigkeit gegenüber Schwachen und Machtlosen, ist durch die Beispiele der letzten Jahre im Zuge der #MeToo-Debatte so aktuell wie ehedem! Mit Hilfe der „Komödie“ verwandelt Turrini hier diesen Stoff in eine Geschichte darüber, wie man wieder Herr oder Frau über sich selber werden kann – denn das Stückende hat er in spektakulär deutlicher Weise geändert. Somit ist die Bearbeitung auch ein entschiedener Gegenentwurf zur lieblich säuselnden Opernbearbeitung des Stoffes und fordert den Zuschauer heraus, Haltung zum Geschehenen zu beziehen

„Laster, Missbrauch und Willkür ändern sich nicht, sondern verstecken sich unter tausend Formen hinter der Maske der herrschenden Sitten: Diese Maske herunterzureißen ist die edle Aufgabe dessen, der sich dem Theater verschreibt.“ Beaumarchais

Heraus kommt eine triumphale Intrigenkomödie, die sich mit geschliffenen Dialogen zur rasanten Screwball-Comedy entwickelt. Und so stürzt sich das Ensemble des Neuen Globe Theaters voller Charme, Tempo, Witz und Esprit in diese leicht überdrehte Verwechslungskomödie, um sie gänzlich zum Kochen zu bringen.


Pierre Augustin Caron de Beaumarchais schrieb sein gesellschaftskritisches Lustspiel 1784 im vorrevolutionären Frankreich. Die Uraufführung war ein triumphaler Erfolg und offensichtlich wirkte das Stück beim bürgerlichen Publikum wie eine Bestätigung seiner anti-aristokratischen Ressentiments. Leider entging diese Tatsache auch nicht der Zensur. Das Werk wurde verboten, der Autor kurzzeitig inhaftiert – zeigte doch der Text nur allzu deutlich auf, wie Standesunterschiede mit Wortwitz und List hintertrieben werden können.

Peter Turrini, der unermüdliche österreichische Autor – über 50 Theaterstücke, 3 Opernlibretti, 55 Buchausgaben, 14 verfilmte Drehbücher und 17 Hörspiele stammen aus seiner Feder! – ist für seine gesellschaftskritischen und volksnahen Stücke genauso bekannt wie für seine Klassiker-Bearbeitungen. Fast 200 Jahre nach der Entstehung des Werkes von Beaumarchais modernisierte er den Stoff.


Auszüge aus dem Interview mit Peter Turrini für das Neue Globe Theater, Jänner 2020

Salman Rushdie hat Ihnen anlässlich eines gemeinsamen Besuchs eines Weinkellers gesagt: „Fundamentalisten haben keinen Humor.“ Hätten wir mit mehr Humor eine bessere Welt? Oder anders gefragt: Ist die Welt mit Komödie noch zu retten?

Peter Turrini: Die Welt ist und bleibt eine Tragödie und der Mensch ebenso. Ich nehme mich selbst als Beispiel: Ich werde immer älter und hinfälliger. Also kaufe ich mir zwei Stecken und mache „Nordic Walking“, damit ich durch eifrigen Sport dem Tod entrinne. Vor kurzem habe ich bemerkt, dass auch der Tod auf „Nordic Walking“ umgestellt hat und mich verfolgt. Sie sehen, es gibt kein Entrinnen. In der Tragödie wohnt auch immer eine Komödie, deshalb schreibe ich ja Tragikomödien.

„Theater wohnt im Bauch, und wenn es besonders edel ist, in den Genitalien.“ Der gesamte Hofstaat im Tollsten Tag scheint nur Sex im Kopf zu haben, den er auf Kosten der Abhängigen ausleben kann. Sie haben das Stück in den 70er Jahren geschrieben, wie wichtig war für Sie dabei das Thema „Sexuelle Befreiung und sexuelle Revolution“?

P.T: Damals habe ich in einer Wohngemeinschaft am Rande Wiens gelebt und wir hatten nichts anderes im Kopf, als die Befreiung des Menschen, und die sollte mittels sexueller Freizügigkeit herbeigeführt werden. Das war in der Praxis dann ein bisschen komplizierter und vor allem langwieriger, als wir uns das dachten. Aber im Grundsätzlichen lässt sich folgendes aus meiner Sicht sagen: Die Menschen sind ja völlig eingemauerte Wesen voller Sehnsucht, und die einzige Form, diese Mauern zu durchbrechen, ist die Sexualität. Sie überwindet ja alle Schranken, die Klassenschranken, die Geschlechterrollen, sogar die Geschmacksgrenzen. Oder würden Sie bei vollem Bewusstsein einem anderen Menschen die Zunge in den Mund stecken? Die Liebe ist eine einzige Anarchie und funktioniert am besten, wenn sich zwei Anarchisten treffen.

Wir nehmen die sexuelle Übergriffigkeit des Grafen (und der anderen Rollen) bewusst auf. Heute kann ein Präsident Trump sich ungeniert mit „Pussy-Grab“ brüsten und „Macht“ mit „Recht“ gleichsetzen. Ist Ihr TOLLSTER TAG mittlerweile auch ein Statement im Rahmen der aktuellen #MeToo-Debatte?

P.T: So weit blickend war ich ja nicht, aber ein Punkt ist damals wie heute entscheidend: Ist die Liebe ein Kind der Freiheit, des gegenseitigen Übereinkommens oder der Macht, der Ausbeutung? Der Graf will seine sexuelle Lust durch Macht erzwingen, insofern ist ein Vorläufer von Harvey Weinstein.


PRESSESTIMMEN:

PNN (Potsdamer Neueste Nachrichten), WAZ (Wolfsburger Allgemeine),  Allgäuer Zeitung (Immenstadt), Lahrer Zeitung, PNP Passauer Neue Presse, Kreisbote Landsberg am Lech, Landsberger Tagblatt, Augsburger Allgemeine,

Leben Eduards des Zweiten von England
4. Januar 2019

Die Wiederentdeckung eines frühen Brecht-Stücks (nach einer Vorlage des Shakespeare-Zeitgenossen Christopher Marlowe) über den unglücklichen König Eduard und seinem Geliebten Gaveston. Ein Plädoyer für die Freiheit eigener Lebensentwürfe auch unter gesellschaftlichem Druck. Ein wortgewaltiges, sinnliches und selten gespieltes Drama über Ausgrenzung, Tyrannei und Königsmord.

Eingeladen zum Shakespeare Festival Neuss.


Inhalt:

Leben Eduards des Zweiten von England
Oder besser:
Liebe Eduards des Zweiten von England?

Denn dies ist die tragische Geschichte einer großen Liebe. Zwischen Eduard dem Zweiten, König von England (1284-1327) und Gaveston, seinem „Günstling“. Diese große Liebe des Plantagenet-Königs steht unter keinem guten Stern im England des frühen 14. Jahrhunderts, unter den Augen der strengen Peers am Hofe! Im Beisein der aus Frankreich stammenden, unglücklichen Königin Anna, die zuerst noch bedingungslos zu ihrem Ehemann Eduard steht, dem Vater ihres Sohnes, um dann mehr und mehr an dieser Liaison zu zerbrechen? Am Ende instrumentalisiert vom Peer Mortimer, der um der Macht willen Königin Anna zu seiner Mätresse degradiert, um seinen Einfluss auf den jungen Prinzen zu festigen und die Herrschaft in England an sich zu reißen. Diese Liebe zwischen Eduard und Gaveston hat keine Chance!

Und hier beginnt die zweite Geschichte im Stück:
Leiden Eduards des Zweiten von England.

Darin geht es um nichts weniger als um Königsmord. Ein Krimi, an dessen Anfang die Gefangennahme und Ermordung des Geliebten Gaveston durch Mortimer steht, auf dessen Fuß sofort die fürchterliche Rache Eduards folgt, indem er alle Peers hinrichten lässt und nur Mortimer, aus einer fast selbstzerstörerischen Laune heraus, am Leben lässt. Ein fataler Fehler, wie sich zeigen wird. Denn eben dieser, im Leben immer zu kurz gekommene Büchermensch Mortimer, der sich eigentlich schon aus der Politik zurückgezogen hatte, entdeckt die Lust in sich „abzuziehen die Haut dem Tiger“ und wird zum gewissenlosen Intriganten, zum ausgewiesenen Feind des verliebten Königs und letztendlich zum Meuchelmörder an Eduard dem Zweiten. Ein Tyrann!

Königin Anna wird von Mortimer manipulativ auf seine Seite im Kampf um die Krone gezogen und beide führen daraufhin einen 13 Jahre währenden Krieg gegen den rechtmäßigen König. Daran zerbricht nicht nur Anna, die für ihren kleinen Sohn Prinz Eduard die Regierungsgeschäfte übernehmen und in Mortimers Mörderhände legen will, sondern auch der, in den langen Kriegsjahren heimatlos umherziehende Eduard. Nun ein Getriebener, Enttäuschter und nur noch ein gebrochener Schatten seiner selbst. Von opportunistischem, ihn ausnützendem Geschmeiss umgeben, wird er am Ende vom eigenen Tross verraten und an Mortimer ausgeliefert. Und erst hier wächst der vermeintlich schwache, seinem Kriegervater Edward Longshank zu feminine und in Wirklichkeit einfach „nur“ schwule junge Mann über sich hinaus und findet zu königlicher Größe. Indem er Mortimers Ansturm, der Krone und damit auch der bereits verlorenen Liebe zu entsagen, standhält und sich weigert: NEIN! NEIN! NEIN!

Dieser Fähigkeit, NEIN zu sagen, maß Brecht lebenslange Bedeutung bei! Und vermisste diese schmerzlich bei seinen Mitbürgern, vor allem in den dunklen Vorkriegsjahren in Deutschland.

Tod Eduards des Zweiten von England.

Eduards Passionsgeschichte findet ihr klägliches Ende in der Kloake von London. Gefoltert, gedemütigt, bis zum Halse in den Fäkalien seines Volkes stehend, bleibt er bis zum Ende seiner Entscheidung treu, die Königswürde nicht abzulegen und bezahlt es mit seinem unglücklichen Leben. Sein Sohn wird daraufhin legitimer Nachfolger auf Englands Thron: Eduard III. Und die erste Amtshandlung des mittlerweile 15-jährigen Königs wird sein, seinen Vater zu rächen, indem er Mortimer aufs Schafott schickt und seine Mutter Anna in den Tower werfen lässt. Dieser Eduard III. kommt ganz nach seinem Großvater Eduard I.: Ein junger Kerl und Krieger vor dem Herrn, der England in den 100 Jahre dauernden Krieg mit Frankreich stürzen wird. Die Zeiten des liebesvollen aber glücklosen Eduards des Zweiten sind vorbei. Es lebe der König!


Hier ein Interview mit B. K. Tragelehn, welches anlässlich unserer Inszenierung von Bertolt Brechts LEBEN EDUARDS DES ZWEITEN VON ENGLAND geführt wurde >>

(c) Neues Globe Theater GbR, 2019

Abdruck (auch in Auszügen) nur mit Genehmigung des Neuen Globe Theaters.


Entstehung des Stücks

Bertolt Brecht schrieb dieses Drama 1924 zusammen mit Lion Feuchtwanger, anlässlich seiner allerersten Regiearbeit an den schon damals berühmten Münchner Kammerspielen. Ursprünglich sollte er Shakespeares Macbeth dort inszenieren, auf Anraten Feuchtwangers entschied man sich aber für Christopher Marlowes Stück The Troublesome Reign and Lamentable Death of Edward the Second (1592), das als direkter Vorläufer für Shakespeares Charakterdramen, vor allem Heinrich VI., Richard II. und Richard III. angesehen wird. Weil Brecht die damalige, durchweg im Blankvers gehaltene Übersetzung nicht zufriedengestellt hatte, griff er zusätzlich auf Marlowes Original zurück und schrieb das Stück in der Folge sozusagen neu. Brecht selbst betonte später, dass seinen Eduard „die Anfänge einer neuen Bühnensprache“ bemerkenswert machten.

Einige grundlegende Entdeckungen des epischen Theaters machte Brecht bereits mit diesem frühen Werk seiner vormarxistischen Schaffensphase. Zum Beispiel die von Karl Valentin initiierte kreideweiße Maske der Soldaten, um den Terror und die Müdigkeit des Krieges zu suggerieren. Weil: „Furcht hams, blass sans.“ Die Geburtsstunde des Brecht’schen Verfremdungseffektes! Auch tritt in Brechts Eduard, wie übrigens bereits im Marlowe’schen Original, die historische Handlung hinter die individuell handelnden Charaktere zurück. Der später für das epische Theater prägende Begriff der zu spielenden Fabel, der Handlung die etwas „bedeutet“, wird hier zum ersten Mal angewendet.

Brechts Stück übertrifft Marlowes in Tiefe und dramatischem Handwerk bei weitem. Sein dramatisches Genie ist voll am Werk und zeigt die Sinnlosigkeit menschlichen Ehrgeizes und die blinden Verdrehungen des Schicksals. Die dramatische Virtuosität dieser Tragödie ist unverkennbar. Trotzdem hat Brecht nie wieder in solch tragischer Weise geschrieben! Interessanterweise wurde Brecht nie dafür belohnt, dass er der erste große Dramatiker war, der eine schwule Geschichte in einem modernen Stück in den Mittelpunkt stellte.

Ein wortgewaltiges, großes und selten gespieltes Drama von Brecht mit einer heute noch aktuellen und überraschend modernen Fabel über die Unmöglichkeit, in gewissen gesellschaftlichen Zwängen seine sexuelle Orientierung auszuleben, ohne dafür an den Pranger gestellt zu werden. Ein Stück über Männer, die keine „echten“ Männer sein können, über Frauen, die von Opfern zu Tätern mutieren und über Politiker, die zu Tyrannen werden. 

Das NEUE GLOBE THEATER verortet Bertolt Brechts Leben Eduards des Zweiten von England zeitlich und räumlich im Hier und Jetzt, wie schon im elisabethanischen Theater üblich: Auch damals spielte man in den Kostümen der Zeit (damals in denen der Renaissance) und in nur angedeuteten Bühnenbildern, die den Zuschauern die Übertragung in die Gegenwart erleichtern sollten.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam.


Pressestimmen:

Kritik der Premiere in der PNN – Potsdamer Neueste Nachrichten – vom 15.6.2019, von Astrid Priebs-Tröger hier >>

Kritik der SZ Süddeutsche Zeitung hier >>

Kritik im Ostholsteiner Anzeiger hier>>

Vorbericht in der PNN – Potsdamer Neueste Nachrichten – vom 13. Juni 2019, von Sarah Kugler hier >>

Vorbericht in der SIEGESSÄULE hier >>

Kritik Augsburger Allgemeine hier >>

Kritik in Der Kreisbote / Landsberg hier >>

Kritik in rp-online, Rheinische Post, Shakespeare Festival Neuss hier >>

Kritik Kultur-Extra, ufaFabrik Berlin hier >>

Die Streiche des Scapin

Unsere Erfolgskomödie (über 70 verkaufte Vorstellungen) über den schlitzohrigen Diener Scapin, welcher in bester Commedia dell’arte Manier hilft, dass vier junge Liebende trotz geiziger Väter ihr Happy End feiern können. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der Herr Molière mit seiner Truppe höchstselbst die Bretter, die die Welt bedeuten, betritt. 

DIE STREICHE DES SCAPIN wurden nominiert für den INTHEGA-Theaterpreis „DIE NEUBERIN 2019 und 2022“


Inhalt:

Die Väter!

Argante und Geronte, zwei reiche und gierige alte Kaufleute aus Neapel, sind auf Geschäftsreise und überlassen ihre beiden Söhne den Dienern zur Aufsicht.

Die Söhne!

Denen fällt aber nichts Besseres ein, als sich Hals über Kopf zu verlieben: Leandre, Gerontes Sohn umgarnt die schöne Zerbinette, ein fahrendes Mädchen fraglicher Herkunft und Octave, der Sohn von Argante, heiratet sogar heimlich die liebliche, aber mittellose Hyacinthe, die nur in Begleitung ihrer Amme an der Küste Neapels gestrandet ist.

Aber es kommt noch schlimmer!

Denn die beiden Väter haben vereinbart, dass der Sohn des einen die Tochter des anderen ehelichen soll! Was tun?

Auftritt: Scapin!

Scapin, der gerissene und schlagfertige Diener von Leandre, soll helfen, Geld zu beschaffen, um Zerbinette vom fahrenden Volk loszukaufen. Gleichzeitig hilft er seinem Kollegen Silvestro, Diener des Octave, dessen Probleme in den Griff zu kriegen: Mit Hilfe von allerlei Tricks und Possenspiel werden die beiden Väter um ihr Geld gebracht und zum Ende erleben alle noch eine Überraschung, mit der selbst das Schlitzohr Scapin in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hat!


Molière spielt Scapin!

Der Übersetzer und langjährige künstlerische Leiter der Bad-Hersfelder-Festspiele Peter Lotschak stellt in seiner Bearbeitung diese pralle Komödie überdies in einen historischen Zusammenhang: Er lässt die Truppe Molieres leibhaftig auftreten und vor unseren Augen „Die Streiche des Scapin“ als Theater auf dem Theater zur Aufführung bringen!  Ein Stück also auch über die Pannen und Anekdötchen der Theaterschaffenden zu allen Zeiten, ein augenzwinkernder Blick hinter die Kulissen eines fahrenden Theaters und ein natürlich Fest für die Vollblutkomödianten unseres Ensembles!

Die Streiche des Scapin wurde für Molières Truppe zum Kassenschlager und gehört seither zu den meistgespielten Stücken des französischen Theaters. Molière schrieb diese Farce im Stile der Commedia dell’arte zwei Jahre vor seinem Tod, zur Überraschung seiner Kollegen: Er griff darin wieder auf seine ersten Theatererfahrungen mit der Truppe seines italienischen Kollegen Tiberio Fiorilli und dessen Figur des Scaramouche zurück, von dem Moliere selbst sagte, dass er ihn „lange und mit der größten Aufmerksamkeit studiert und ihm alles Schöne und Treffende seiner Aktion zu danken habe“.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam.

Pressestimmen:

WAZ, PZ Pforzheimer Zeitung, Augsburger Allgemeine Neuburg an der Donau, Augsburger Allgemeine Neusäss, Donaukurier, Lahrer Zeitung, Deister- und Weserzeitung, Badische Zeitung, Baden online, Wetzlarer Neues Zeitung, Thuner Tagblatt, Wolfsburger Nachrichten, Ostholsteiner Anzeiger, NRZ, Vorbericht in der PNN, MAZ, Die Rheinpfalz, Pressespiegel anfordern >>

INDIEN – eine Schnitzeljagd durch die deutsche Provinz

Das Kultstück über die zwei sympathischen Unsympathler in einer eigenen hochdeutschen Fassung: Der Schnitzeltester Heinz Bösel geht zusammen mit seinem Kollegen Kurt Fellner auf Inspektionsreise durch die vermeintliche Brandenburger Servicewüste und macht den Wirten das Leben schwer…  Bis einem die Lachtränen kommen!


Inhalt:

Indien – Sehnsuchtsland von Kurt Fellner, seines Zeichens technische Aufsichtskraft im Außendienst des Fremdenverkehrsamtes Brandenburg. Zuständig im Hotel- und Gaststättengewerbe u.a. für die Kontrolle und Beanstandungen unhygienischer Klobürstenhalterungen, mangelhaft installierter, schweißresitenter Saunageländer und sich zu gefährlichen Stolperfallen aufrollender Bodenbeläge. Also für die Dinge, die das Leben erst richtig lebenswert machen!

Als verlängerter Arm des Gesetzes begibt er sich mit seinem Kollegen, dem Restaurant-Inspektor Heinz Bösel, auf Dienstreise in die vermeintliche Servicewüste Brandenburg: Einer testet die Betten, einer die Schnitzel. Und sie entdecken auf dieser Tour de Force, was echte Männerfreundschaft ausmacht: saufen, streiten, sich versöhnen.

Aus der Fahrt durch die brandenburgische Provinz wird somit auch eine Reise zu sich selbst. Am Ende dieser bissigen Gaudi über zwei sympathische Unsympathler obsiegt der Krebs. An dem einer der beiden verreckt. Aber vielleicht wird er ja, wie man in Indien glaubt, wiedergeboren. Wahrscheinlich dann als Gemüse, er war doch fast ein Vegetarier. Zu wünschen wäre es ihm!

Eingerahmt wird dieser komödiantische Selbsterfahrungs-Trip in die Tourismus-Branche von live gesungenen Schlagern aus den Höhen und Tiefen der deutschen Unterhaltungskultur.

Theodor W. Adorno sagte über die Wirkung des Schlagers und seine gesellschaftliche Funktion: „Schlager beliefern die zwischen Betrieb und Reproduktion der Arbeitskraft Eingespannten mit Ersatz für Gefühle überhaupt, von denen ihr zeitgemäß revidiertes Ich-Ideal sagt, sie müssten sie haben.“

Dem ist nichts hinzuzufügen…


Indien heißt die erfolgreich verfilmte Tragikomödie von Josef Hader, einem der bekanntesten und populärsten Schauspieler und Kabarettisten Österreichs (2017 war sein Spielfilm WILDE MAUS im Kinos zu sehen, bei dem er neben Hauptrolle und Drehbuch erstmals auch die Regie übernommen hat), und seinem Kollegen Alfred Dorfer. Ein Stück für zwei Vollblutkomödianten, angesiedelt irgendwo zwischen Gerhard Polt und Loriot. In unserer Fassung unterstützt von unserer Schlager-singenden Geheimwaffe in gleich mehreren Rollen und verpflanzt ins schöne Brandenburg, welches hier stellvertretend für den ganz speziellen Charme der deutschen Provinz herhalten darf.

Freuen Sie sich auf:
Andreas Erfurth – als meist schlecht gelaunten Schnitzeltester Heinz Bösel.
Kai Frederic Schrickel / Sebastian Bischoff – als übermotivierte, nervtötende Aufsichtskraft im Außendienst Kurt Fellner.
Kilian Löttker – als Schlager-Geheimwaffe im ewigen Kampf zwischen Weinen und Lachen.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam.

Pressestimmen:

DEWEZET (Hameln), PNN (Potsdam), Donaukurier (Neuburg an der Donau) und TAZ (Berlin)

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