All the world’s a stage

DIE GANZE WELT IST BÜHNE

Wir sind das NEUE GLOBE THEATER, eine schauspielergeführte Theatertruppe aus Potsdam, und hier kann man alles erfahren über unsere Geschichte und unsere Geschichten, die wir Ihnen und Euch auf der Bühne erzählen.

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NEWS

Die Räuber
26. Juli 2021

Das Sturm-und-Drang Drama über die ungleichen Brüder Karl und Franz Moor, die beide ein Leben jenseits der Legalität wählen: der eine als Räuberhauptmann, der andere als Bruder- und Vatermörder. Terror gegen den Staat versus Terror gegen die eigene Familie. Beide  Brüder sind Outlaws, die alles um sich herum mit in den Abgrund ziehen.


Pressespiegel zum Download HIER >>


Inhalt:

Karl und Franz Moor sind Brüder. Franz, der jüngere, hasst Karl.

Er neidet ihm das Erbe, das dem Erstgeborenen zusteht, neidet ihm seine Braut Amalia, die Liebe des Vaters, die alles verzeiht, auch, dass Karl in seinem Studienort über die Stränge schlägt. Franz, der alles entbehrt, will Herr sein. Das „Böse“ zu wollen, heißt sich Karls Welt gewaltsam anzueignen. Und es gelingt ihm, das Band zwischen dem Vater und Karl zu zerschneiden. Der alte Moor droht darüber zu sterben – Karl wird zum Räuber, zum Gesetzlosen. Mit aller Kraft will er diejenigen bekämpfen, die ihn willkürlich und voller Kälte schutzlos gemacht haben.

Neben dem persönlichen Konflikt, der enttäuschten Liebe zwischen dem Vater und den Söhnen, zwischen Franz und Amalia, gibt es noch einen politischen Aspekt im Stück: Karl kehrt seiner bürgerlichen Welt den Rücken und zieht in einen Krieg gegen das Establishment, er radikalisiert sich, wird zum „Terroristen“. Franz etabliert auf seine eigene Art ebenfalls den Terror zum Herrschaftsprinzip, wendet sich radikal von Innen gegen das System, in dem er lebt.Wir erleben Outlaws, die, bis in die letzte Konsequenz hinein, alles um sich herum in ihren eigenen Abgrund ziehen und selbst verglühen.Zentrales Motiv der Figuren ist der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, und Ihr Verhältnis zu Gerechtigkeit, Gesetz, Moral und persönlicher Freiheit.


Das NEUE GLOBE THEATER widmet sich neben Brechts Stücken DER GUTE MENSCH VON SEZUAN und LEBEN EDUARDS DES ZWEITEN VON ENGLAND einem weiteren deutschen Klassiker, schlägt mit Schiller eine Brücke zwischen Shakespeare und Brecht und zeigt, wie sich Sturm und Drang mit epischer Dramaturgie und dem Prinzip GLOBE, der Spielweise Shakespeares, vereinen lässt.

Pressestimmen:

Eckernförde Zeitung, Ostthüringer Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Gießener Allgemeine, Wetzlarer Neue Zeitung, Parktheater Bensheim – Bergsträßer Anzeiger,

Pressespiegel zum Download HIER >>


Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR #TakeHeart.

Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

 

 

 

 

 

 

Der tollste Tag oder Figaros Hochzeit
12. Juni 2019

Die triumphale Intrigen-Komödie aus den Vorwehen der Französischen Revolution bietet in dieser Version statt süßlicher Opernseligkeit geschliffenen Wortwitz und turbulenten Overdrive. Graf Almavivas „Recht der ersten Nacht“ scheint die #MeToo Debatte bereits vorweggenommen zu haben. Reichen Susannes und Figaros Witz als Waffe da noch aus?


Die Kritik („Eine gigantische Show!“) der Premiere am 1. August in Potsdam aus der PNN – Potsdamer Neueste Nachrichten finden Sie hier >>.

WEITERE PRESSESTIMMEN:
WAZ (Wolfsburger Allgemeine),  Allgäuer Zeitung (Immenstadt), Lahrer Zeitung, PNP Passauer Neue Presse, Kreisbote Landsberg am Lech, Landsberger Tagblatt, Augsburger Allgemeine, Hannoversche Allgemeine HAZ,


Inhalt:

Figaro kann es kaum erwarten: Endlich darf er seine geliebte Susanne heiraten!

Sein Dienstherr, der Graf Almaviva, macht dem jungen Paar sogar eines seiner unzähligen Betten zum Hochzeitsgeschenk. Und gleich noch ein Zimmer in seinem Schloss dazu, direkt neben dem eigenen Schlafgemach… Damit Figaro einen kurzen Dienstweg hat, denkt Figaro. Seine Susanne weiß es besser!

Denn der testosterongesteuerte Graf hat es auf Susanne abgesehen. Er hintertreibt mit Hilfe seines Intriganten Bazillus die Hochzeitspläne und will auf das “Recht der ersten Nacht” mit der Zofe bestehen, während Figaro für ihn als reitender Bote außer Haus sein soll. Jenes „Recht“, das er selbst einst aus Liebe zu seiner Gräfin abgeschafft hatte.

Was jetzt?

Um Susanne heiraten zu dürfen, ohne auf die amourösen Besitzansprüche des Grafen eingehen zu müssen, will Figaro gegenintrigieren. Das Hochzeitspaar verbündet sich mit der unglücklichen Gräfin Almaviva: Ein Kleidertausch soll helfen, den lüsternen Grafen beim nächtlichen Rendezvous der Untreue zu überführen.

Hier betritt Cherubin die Szene: Der liebestolle junge Höfling, der hinter jedem Rock im Schloss her ist, soll Ihnen helfen. Doch da gerät das Verwirrspiel außer Kontrolle, denn die falsche Person steckt zur Unzeit in den falschen Kleidern im falschen Zimmer und der List droht die Entdeckung. Bis der arme Cherubin in Frauenkleidern mit einem gewagten Sprung aus dem Fenster das Weite sucht – direkt in das Blumenbeet des ewig betrunkenen Gärtners Antonio!

Auch das noch! 

Zu allem Unglück kreuzt nun auch noch die abgetakelte Schlossbewohnerin Marcelline auf. Sie beansprucht Figaro für sich und hetzt ihm wegen eines angeblichen Eheversprechens ihren unseriösen Winkeladvokaten Doktor Bartholo auf den Hals. Mit einem korrupten Gerichtsverfahren sollen Susanne und Figaro in die Enge getrieben werden.

Aber Figaro ist mit seinem Witz und Charme noch lange nicht am Ende!


Worum geht’s?

Das Thema des Widerstandes gegen ungerechtfertigte Machtausübung, Ausnutzung von Abhängigen, sexuelle Übergriffigkeit gegenüber Schwachen und Machtlosen, ist durch die Beispiele der letzten Jahre im Zuge der #MeToo-Debatte so aktuell wie ehedem! Mit Hilfe der „Komödie“ verwandelt Turrini hier diesen Stoff in eine Geschichte darüber, wie man wieder Herr oder Frau über sich selber werden kann – denn das Stückende hat er in spektakulär deutlicher Weise geändert. Somit ist die Bearbeitung auch ein entschiedener Gegenentwurf zur lieblich säuselnden Opernbearbeitung des Stoffes und fordert den Zuschauer heraus, Haltung zum Geschehenen zu beziehen

„Laster, Missbrauch und Willkür ändern sich nicht, sondern verstecken sich unter tausend Formen hinter der Maske der herrschenden Sitten: Diese Maske herunterzureißen ist die edle Aufgabe dessen, der sich dem Theater verschreibt.“ Beaumarchais

Heraus kommt eine triumphale Intrigenkomödie, die sich mit geschliffenen Dialogen zur rasanten Screwball-Comedy entwickelt. Und so stürzt sich das Ensemble des Neuen Globe Theaters voller Charme, Tempo, Witz und Esprit in diese leicht überdrehte Verwechslungskomödie, um sie gänzlich zum Kochen zu bringen.


Pierre Augustin Caron de Beaumarchais schrieb sein gesellschaftskritisches Lustspiel 1784 im vorrevolutionären Frankreich. Die Uraufführung war ein triumphaler Erfolg und offensichtlich wirkte das Stück beim bürgerlichen Publikum wie eine Bestätigung seiner anti-aristokratischen Ressentiments. Leider entging diese Tatsache auch nicht der Zensur. Das Werk wurde verboten, der Autor kurzzeitig inhaftiert – zeigte doch der Text nur allzu deutlich auf, wie Standesunterschiede mit Wortwitz und List hintertrieben werden können.

Peter Turrini, der unermüdliche österreichische Autor – über 50 Theaterstücke, 3 Opernlibretti, 55 Buchausgaben, 14 verfilmte Drehbücher und 17 Hörspiele stammen aus seiner Feder! – ist für seine gesellschaftskritischen und volksnahen Stücke genauso bekannt wie für seine Klassiker-Bearbeitungen. Fast 200 Jahre nach der Entstehung des Werkes von Beaumarchais modernisierte er den Stoff.


Auszüge aus dem Interview mit Peter Turrini für das Neue Globe Theater, Jänner 2020

Salman Rushdie hat Ihnen anlässlich eines gemeinsamen Besuchs eines Weinkellers gesagt: „Fundamentalisten haben keinen Humor.“ Hätten wir mit mehr Humor eine bessere Welt? Oder anders gefragt: Ist die Welt mit Komödie noch zu retten?

Peter Turrini: Die Welt ist und bleibt eine Tragödie und der Mensch ebenso. Ich nehme mich selbst als Beispiel: Ich werde immer älter und hinfälliger. Also kaufe ich mir zwei Stecken und mache „Nordic Walking“, damit ich durch eifrigen Sport dem Tod entrinne. Vor kurzem habe ich bemerkt, dass auch der Tod auf „Nordic Walking“ umgestellt hat und mich verfolgt. Sie sehen, es gibt kein Entrinnen. In der Tragödie wohnt auch immer eine Komödie, deshalb schreibe ich ja Tragikomödien.

„Theater wohnt im Bauch, und wenn es besonders edel ist, in den Genitalien.“ Der gesamte Hofstaat im Tollsten Tag scheint nur Sex im Kopf zu haben, den er auf Kosten der Abhängigen ausleben kann. Sie haben das Stück in den 70er Jahren geschrieben, wie wichtig war für Sie dabei das Thema „Sexuelle Befreiung und sexuelle Revolution“?

P.T: Damals habe ich in einer Wohngemeinschaft am Rande Wiens gelebt und wir hatten nichts anderes im Kopf, als die Befreiung des Menschen, und die sollte mittels sexueller Freizügigkeit herbeigeführt werden. Das war in der Praxis dann ein bisschen komplizierter und vor allem langwieriger, als wir uns das dachten. Aber im Grundsätzlichen lässt sich folgendes aus meiner Sicht sagen: Die Menschen sind ja völlig eingemauerte Wesen voller Sehnsucht, und die einzige Form, diese Mauern zu durchbrechen, ist die Sexualität. Sie überwindet ja alle Schranken, die Klassenschranken, die Geschlechterrollen, sogar die Geschmacksgrenzen. Oder würden Sie bei vollem Bewusstsein einem anderen Menschen die Zunge in den Mund stecken? Die Liebe ist eine einzige Anarchie und funktioniert am besten, wenn sich zwei Anarchisten treffen.

Wir nehmen die sexuelle Übergriffigkeit des Grafen (und der anderen Rollen) bewusst auf. Heute kann ein Präsident Trump sich ungeniert mit „Pussy-Grab“ brüsten und „Macht“ mit „Recht“ gleichsetzen. Ist Ihr TOLLSTER TAG mittlerweile auch ein Statement im Rahmen der aktuellen #MeToo-Debatte?

P.T: So weit blickend war ich ja nicht, aber ein Punkt ist damals wie heute entscheidend: Ist die Liebe ein Kind der Freiheit, des gegenseitigen Übereinkommens oder der Macht, der Ausbeutung? Der Graf will seine sexuelle Lust durch Macht erzwingen, insofern ist ein Vorläufer von Harvey Weinstein.


PRESSESTIMMEN:

PNN (Potsdamer Neueste Nachrichten), WAZ (Wolfsburger Allgemeine),  Allgäuer Zeitung (Immenstadt), Lahrer Zeitung, PNP Passauer Neue Presse, Kreisbote Landsberg am Lech, Landsberger Tagblatt, Augsburger Allgemeine, Hannoversche Allgemeine HAZ,

Leben Eduards des Zweiten von England
4. Januar 2019

Die Wiederentdeckung eines frühen Brecht-Stücks (nach einer Vorlage des Shakespeare-Zeitgenossen Christopher Marlowe) über den unglücklichen König Eduard und seinem Geliebten Gaveston. Ein Plädoyer für die Freiheit eigener Lebensentwürfe auch unter gesellschaftlichem Druck. Ein wortgewaltiges, sinnliches und selten gespieltes Drama über Ausgrenzung, Tyrannei und Königsmord.

Eingeladen zum Shakespeare Festival Neuss.


Inhalt:

Leben Eduards des Zweiten von England
Oder besser:
Liebe Eduards des Zweiten von England?

Denn dies ist die tragische Geschichte einer großen Liebe. Zwischen Eduard dem Zweiten, König von England (1284-1327) und Gaveston, seinem „Günstling“. Diese große Liebe des Plantagenet-Königs steht unter keinem guten Stern im England des frühen 14. Jahrhunderts, unter den Augen der strengen Peers am Hofe! Im Beisein der aus Frankreich stammenden, unglücklichen Königin Anna, die zuerst noch bedingungslos zu ihrem Ehemann Eduard steht, dem Vater ihres Sohnes, um dann mehr und mehr an dieser Liaison zu zerbrechen? Am Ende instrumentalisiert vom Peer Mortimer, der um der Macht willen Königin Anna zu seiner Mätresse degradiert, um seinen Einfluss auf den jungen Prinzen zu festigen und die Herrschaft in England an sich zu reißen. Diese Liebe zwischen Eduard und Gaveston hat keine Chance!

Und hier beginnt die zweite Geschichte im Stück:
Leiden Eduards des Zweiten von England.

Darin geht es um nichts weniger als um Königsmord. Ein Krimi, an dessen Anfang die Gefangennahme und Ermordung des Geliebten Gaveston durch Mortimer steht, auf dessen Fuß sofort die fürchterliche Rache Eduards folgt, indem er alle Peers hinrichten lässt und nur Mortimer, aus einer fast selbstzerstörerischen Laune heraus, am Leben lässt. Ein fataler Fehler, wie sich zeigen wird. Denn eben dieser, im Leben immer zu kurz gekommene Büchermensch Mortimer, der sich eigentlich schon aus der Politik zurückgezogen hatte, entdeckt die Lust in sich „abzuziehen die Haut dem Tiger“ und wird zum gewissenlosen Intriganten, zum ausgewiesenen Feind des verliebten Königs und letztendlich zum Meuchelmörder an Eduard dem Zweiten. Ein Tyrann!

Königin Anna wird von Mortimer manipulativ auf seine Seite im Kampf um die Krone gezogen und beide führen daraufhin einen 13 Jahre währenden Krieg gegen den rechtmäßigen König. Daran zerbricht nicht nur Anna, die für ihren kleinen Sohn Prinz Eduard die Regierungsgeschäfte übernehmen und in Mortimers Mörderhände legen will, sondern auch der, in den langen Kriegsjahren heimatlos umherziehende Eduard. Nun ein Getriebener, Enttäuschter und nur noch ein gebrochener Schatten seiner selbst. Von opportunistischem, ihn ausnützendem Geschmeiss umgeben, wird er am Ende vom eigenen Tross verraten und an Mortimer ausgeliefert. Und erst hier wächst der vermeintlich schwache, seinem Kriegervater Edward Longshank zu feminine und in Wirklichkeit einfach „nur“ schwule junge Mann über sich hinaus und findet zu königlicher Größe. Indem er Mortimers Ansturm, der Krone und damit auch der bereits verlorenen Liebe zu entsagen, standhält und sich weigert: NEIN! NEIN! NEIN!

Dieser Fähigkeit, NEIN zu sagen, maß Brecht lebenslange Bedeutung bei! Und vermisste diese schmerzlich bei seinen Mitbürgern, vor allem in den dunklen Vorkriegsjahren in Deutschland.

Tod Eduards des Zweiten von England.

Eduards Passionsgeschichte findet ihr klägliches Ende in der Kloake von London. Gefoltert, gedemütigt, bis zum Halse in den Fäkalien seines Volkes stehend, bleibt er bis zum Ende seiner Entscheidung treu, die Königswürde nicht abzulegen und bezahlt es mit seinem unglücklichen Leben. Sein Sohn wird daraufhin legitimer Nachfolger auf Englands Thron: Eduard III. Und die erste Amtshandlung des mittlerweile 15-jährigen Königs wird sein, seinen Vater zu rächen, indem er Mortimer aufs Schafott schickt und seine Mutter Anna in den Tower werfen lässt. Dieser Eduard III. kommt ganz nach seinem Großvater Eduard I.: Ein junger Kerl und Krieger vor dem Herrn, der England in den 100 Jahre dauernden Krieg mit Frankreich stürzen wird. Die Zeiten des liebesvollen aber glücklosen Eduards des Zweiten sind vorbei. Es lebe der König!


Hier ein Interview mit B. K. Tragelehn, welches anlässlich unserer Inszenierung von Bertolt Brechts LEBEN EDUARDS DES ZWEITEN VON ENGLAND geführt wurde >>

(c) Neues Globe Theater GbR, 2019

Abdruck (auch in Auszügen) nur mit Genehmigung des Neuen Globe Theaters.


Entstehung des Stücks

Bertolt Brecht schrieb dieses Drama 1924 zusammen mit Lion Feuchtwanger, anlässlich seiner allerersten Regiearbeit an den schon damals berühmten Münchner Kammerspielen. Ursprünglich sollte er Shakespeares Macbeth dort inszenieren, auf Anraten Feuchtwangers entschied man sich aber für Christopher Marlowes Stück The Troublesome Reign and Lamentable Death of Edward the Second (1592), das als direkter Vorläufer für Shakespeares Charakterdramen, vor allem Heinrich VI., Richard II. und Richard III. angesehen wird. Weil Brecht die damalige, durchweg im Blankvers gehaltene Übersetzung nicht zufriedengestellt hatte, griff er zusätzlich auf Marlowes Original zurück und schrieb das Stück in der Folge sozusagen neu. Brecht selbst betonte später, dass seinen Eduard „die Anfänge einer neuen Bühnensprache“ bemerkenswert machten.

Einige grundlegende Entdeckungen des epischen Theaters machte Brecht bereits mit diesem frühen Werk seiner vormarxistischen Schaffensphase. Zum Beispiel die von Karl Valentin initiierte kreideweiße Maske der Soldaten, um den Terror und die Müdigkeit des Krieges zu suggerieren. Weil: „Furcht hams, blass sans.“ Die Geburtsstunde des Brecht’schen Verfremdungseffektes! Auch tritt in Brechts Eduard, wie übrigens bereits im Marlowe’schen Original, die historische Handlung hinter die individuell handelnden Charaktere zurück. Der später für das epische Theater prägende Begriff der zu spielenden Fabel, der Handlung die etwas „bedeutet“, wird hier zum ersten Mal angewendet.

Brechts Stück übertrifft Marlowes in Tiefe und dramatischem Handwerk bei weitem. Sein dramatisches Genie ist voll am Werk und zeigt die Sinnlosigkeit menschlichen Ehrgeizes und die blinden Verdrehungen des Schicksals. Die dramatische Virtuosität dieser Tragödie ist unverkennbar. Trotzdem hat Brecht nie wieder in solch tragischer Weise geschrieben! Interessanterweise wurde Brecht nie dafür belohnt, dass er der erste große Dramatiker war, der eine schwule Geschichte in einem modernen Stück in den Mittelpunkt stellte.

Ein wortgewaltiges, großes und selten gespieltes Drama von Brecht mit einer heute noch aktuellen und überraschend modernen Fabel über die Unmöglichkeit, in gewissen gesellschaftlichen Zwängen seine sexuelle Orientierung auszuleben, ohne dafür an den Pranger gestellt zu werden. Ein Stück über Männer, die keine „echten“ Männer sein können, über Frauen, die von Opfern zu Tätern mutieren und über Politiker, die zu Tyrannen werden. 

Das NEUE GLOBE THEATER verortet Bertolt Brechts Leben Eduards des Zweiten von England zeitlich und räumlich im Hier und Jetzt, wie schon im elisabethanischen Theater üblich: Auch damals spielte man in den Kostümen der Zeit (damals in denen der Renaissance) und in nur angedeuteten Bühnenbildern, die den Zuschauern die Übertragung in die Gegenwart erleichtern sollten.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam.


Pressestimmen:

Kritik der Premiere in der PNN – Potsdamer Neueste Nachrichten – vom 15.6.2019, von Astrid Priebs-Tröger hier >>

Kritik der SZ Süddeutsche Zeitung hier >>

Kritik im Ostholsteiner Anzeiger hier>>

Vorbericht in der PNN – Potsdamer Neueste Nachrichten – vom 13. Juni 2019, von Sarah Kugler hier >>

Vorbericht in der SIEGESSÄULE hier >>

Kritik Augsburger Allgemeine hier >>

Kritik in Der Kreisbote / Landsberg hier >>

Kritik in rp-online, Rheinische Post, Shakespeare Festival Neuss hier >>

Kritik Kultur-Extra, ufaFabrik Berlin hier >>

König Lear

Der König ist alt, er verschenkt sein Reich. Ist das schon Irrsinn? Ist Lear etwa dement, wie seine Töchter glauben? Oder hat sein Narr recht, wenn er sagt: „Du hättest nicht alt werden dürfen, bevor du weise bist!“

In der Tradition des Elisabethanischen Theaters wird in einer All-Male Besetzung gespielt.

Eingeladen zum Shakespeare Festival Neuss.


Inhalt:

Der König ist alt. Der König verteilt sein Reich.

So beginnt William Shakespeares vermutlich im Frühjahr 1606 im Londoner Globe Theatre uraufgeführtes Spätwerk KÖNIG LEAR. Auf alles will der König verzichten: Auf Macht, Politik, Verwaltung, seine Untertanen. Einzig auf den Titel und seinen Namen besteht er: König Lear. Das Reich teilt er in drei Teile, jede seiner Töchter soll einen davon erhalten. Seine liebste Tochter Cordelia jedoch das schönste Drittel. Einzige Bedingung an die Drei: Sie sollen ihre Liebe zum Vater bekunden, aussprechen, wer von ihnen den Vater am meisten liebt. Während sich die älteren Schwestern Goneril und Regan im Schönreden zu übertrumpfen suchen, gibt Cordelia sich geschlagen: Nicht mit Worten liebe sie den Vater, sondern mit dem Herzen, wahrhaftig, ehrlich und direkt. So, wie eine Tochter ihren Vater lieben muss. Nicht mehr, nicht weniger.

Aber das ist Lear zu wenig. Viel zu wenig! 

Warum der alte König in sein selbst gewähltes Exil gehen will, verrät uns Shakespeare nicht explizit. Wir können nur mutmaßen. Vielleicht ahnt er schon, über kurz oder lang nicht mehr Herr seines Verstandes zu sein, damit nicht mehr Herr seiner Entscheidungen und seines Reiches. Der Schritt zurück, in die Obhut seiner ihn umpflegenden Töchter, scheint ihm an der Zeit und das probate Mittel, dem beginnenden Zerfall noch handelnd entgegenzutreten. Doch schon im ersten Akt des Dramas sind sich alle (außer einem) bald klar: Der König ist altersstarrsinnig, launisch, wechselhaft, ungerecht, senil.

Steht Lear am Beginn seiner Demenz?

Demenz: lat. dementia, zu demens „unvernünftig“ bzw. mens „Verstand“, de „von – weg“, „abnehmend“. Für Lear beginnt die „Dämmerung seiner Tage“, wie es zum Beispiel Ronald Reagan bei seinem Abschied von der Öffentlichkeit benannte und sich seiner Alzheimer Erkrankung ergab. Wie reagiert man auf diese Erscheinung des Alters, die Ungerechtigkeiten mit Starrsinn gebiert, dem ohnehin schon immer impulsiven und cholerischen König Lear den Zerrspiegel vorhält und nur eine Richtung kennt: In Wahn, in Wahnsinn, in Wahnsinns-Taten? Die Charaktere der Tragödie suchen alle ihren eigenen Weg, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Die einen mit Liebe, die anderen mit Treue, manche mit Verzicht und stiller Trauer. Der Narr mit Spott und Schelte, die beerbten Töchter erst mit Strenge und Verzweiflung, dann mit Brutalität und offenem Hass.

Aber die Spirale des mentalen Untergangs dreht sich unaufhaltbar…

Hätte es nicht Lear getroffen, sondern einen milderen, sanften Zeitgenossen, wäre es wohl ausgegangen wie im berühmten „Die ganze Welt ist Bühne“-Monolog des Melancholiker Jaques aus WIE ES EUCH GEFÄLLT:  Der letzte Akt, mit dem / Die seltsam wechselnde Geschichte schließt, / Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen, / Ohn Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles. – Was aber passiert, wenn dieses Schicksal der „Wieder-Kind-Werdung“ einen Kämpfer, einen auch mal ungerechten, stets polternden, lauten alten Mann erwischt, wird uns im KÖNIG LEAR erschreckend und berührend vor Augen geführt.

Die Gloster-Story: Sex and Crime and Rock’n’Roll!

Parallel erleben wir die Geschichte des Grafen Gloster, der zwei Söhne hat: Edgar, seinen „rechtmäßigen“, das heißt er ist von ehelicher Geburt, und Edmund, seinen „natürlichen“ Sohn, also seinen Bastard. Wie Edmund sich sein vorenthaltenes Recht auf Erbe und Grafentitel durch Intrige und Verrat erschleicht, wie er den Bruder in die Verbannung, seinen Vater auf die Folter und seine Liebhaberinnen in den Tod treibt, wird mit allen Mitteln des elisabethanischen Theaters erzählt und ist aus heutiger Sicht Sex and Crime and Rock’n’Roll pur!


400. Todestag William Shakespeares (23. April 1564 – 23. April 1616).

Ganz im Stil der Shakespear’schen Spielweise zu Beginn des 17. Jahrhunderts, spielt das NEUE GLOBE THEATER anlässlich des 400. Todestages des „Bard of Avon“, KÖNIG LEAR in einer All-Male-Besetzung: Acht Männer werfen sich in 14 Rollen, beschwören die Elemente, lassen Sturm, Donner und Orkan vor den Augen und Ohren der Zuschauer entstehen und stürzen sich wie damals in wilde Kämpfe und Gefechte.

Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam und mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

Pressestimmen:

PNN Kritik der Premiere, Hohenzollerische Zeitung, Kreisbote (Landsberg), Wetzlarer Neue ZeitungHolsteinischer Courier

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Hamlet

Hamlet ist Anfang 30. Ein Prinz. Ein Däne. Ein Sohn.

Hamlet studiert in Deutschland, in Wittenberg. Sein Vater stirbt, er reist zur Beerdigung nach Helsingör. Claudius, der jüngere Bruder seines Vaters, ist der neue König und heiratet Hamlets Mutter. Hamlet hat eine Erscheinung. Sein Vater fordert ihn, scheinbar aus dem Jenseits heraus, auf, seinen Tod zu rächen: Kein anderer als Claudius, Hamlets Onkel, habe ihn hinterrücks vergiftet. Doch Hamlet überkommen Zweifel. Traut er diesem Traumbild?

Seine Welt gerät aus den Fugen!

Hamlet ist ein Kämpfer und ein Spieler. Im Zweikampf spürt er sich, beweist sich, erfährt sich und seine Gegner, die Partner sind im Sich-Suchen und Sich-Finden. Ein Spiel mit vollem Einsatz, aus dem am Ende blutiger Ernst werden wird. Und ein Spiel im Spiel, um herauszufinden, was ist. Und wer man ist. Denn Hamlet ist auch ein Verliebter. Verliebt in Ophelia? Oder verliebt in Horatio, seinen Freund in Wittenberg, der plötzlich in Helsingör auftaucht?

Sein oder Nichtsein, das ist die Frage…  

HAMLETspielen, heißt immer, ‚den‘ Klassiker der Theaterliteratur neu zu hinterfragen um mögliche Antworten zu finden. Was interessiert uns an diesem jungen Mann in seiner Thirty-Something-Crisis? Wo können wir uns andocken? Welchem heutigen Lebensgefühl, welcher Lebensverzweiflung entspringen Hamlets Seelennöte und Selbstzweifel? Was reißt diesen jungen Mann aus seiner Mitte und was hindert ihn daran, sein Gleichgewicht wieder zu finden? Wo beginnt sein Fall, wann verliert er seinen Halt, was hindert ihn an der Tat? Unter welcher Last, welchem Erbe, welchem Erwartungsdruck und Selbstbildnis bricht dieser hoffnungsvolle Zukunftsträger zusammen? Und welche Blutspur hinterlässt Hamlet uns, die wir diesen Absturz miterleben und immer rufen wollen: Mach! Tu! Handle! Nur um im Augenblick der Tat dann doch zu warnen: Halt! Warte! Nicht weiter!

Das NEUE GLOBE THEATER bringt HAMLET mit einem All-Male-Ensemble auf die Bühne: In der Tradition des Elisabethanischen Theaters werden sieben Männer die tragische Geschichte des Dänenprinzen erzählen und dabei sowohl die Tiefen des Dramas ausloten, als auch die komischen Seiten des Spiels im Spiel voll auskosten.

Pressestimmen:

Potsdamer neueste Nachrichten1, Potsdamer neueste Nachrichten2, Süddeutsche (Vorbericht), Süddeutsche, Münchner Merkur, Das Blättchen, Bergsträßer Anzeiger,

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Wie es euch gefällt

Liebende, Verstoßene, Verlorene auf der Suche nach sich selbst und dem Anderen.

Alles ist möglich in Shakespeares magischem Großstadtdschungel! Er wird zum Fluchtpunkt der Verbannten und Vertriebenen, in dem am Ende jeder seine „bessere Hälfte“ findet und somit eins wird, mit sich und mit der Welt – ganz wie es Euch gefällt!

Das ausgelassene Ensemble des NEUEN GLOBE THEATERS treibt Shakespeares lebensvollstes und liebestollstes Stück um aufwallende Gefühls-Chaotik und abgeklärten Liebes-Weltschmerz, um hippiehafte Aussteiger-Utopien und zügellose Sex-Fantasien, um Gender-Switch und die Frage nach der eigenen Identität auf die komödiantische Spitze.

Alle Männerollen werden von Frauen gespielt und alle Frauenrollen von Männern. So sieht jede/jeder sich gespiegelt durch die Augen des Anderen – ein metrosexuelles Vexierspiel, musikalisch live kommentiert von Jacky/Jaques, Shakespeares großer melancholischer Komödienfigur!

Pressestimmen

PNN

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Der gute Mensch von Sezuan
4. Januar 2018

Kann man ein guter Mensch sein in einer schlechten Welt?

Die Götter haben sie auserwählt: Shen Te – erst Prostituierte, dann Tabakwarenladenbesitzerin – gut soll sie sein, dabei wird sie immer von denanderen ausgenutzt. Nur deshalb erfindet sie eines Tages ihr Alter Ego Shui Ta, der so böse ist, dass er ganz wunderbar zurechtkommt in dieser kapitalistischen Welt.

Denn frei nach Brecht: »Gute Vorsätze bringen die Menschen an den Rand des Abgrunds, gute Taten stürzen sie hinab.« Hinter der didaktischen Fassade des Parabel-Stücks lässt Brecht aber den Humor nicht außen vor: Komik bei Brecht ist mehr als ein Mittel zur Unterhaltung, Komik ist ein Mittel zur Erkenntnis! Brechts Verfremdungseffekt neu in Szene gesetzt, mit einem reinen Männerensemble in der Spiel-Tradition Shakespeares zu Zeiten des elisabethanischen Globe Theatre.

Komödie der Irrungen

Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?

Vertauschte Zwillingspaare und fehlgeleitete Briefe, überforderte Büttel und durchgeknallte Doktoren, falsche Männer in falschen Betten falscher Frauen – verwirrende verkehrte Welt! Denn da kann man schon mal den Überblick verlieren, wenn man für seinen eigenen Zwillingsbruder gehalten wird und einem dazu noch eine Frau hinterher läuft, die einen für ihren Ehemann hält, ohne das man je verheiratet gewesen wäre…

Wer hier noch die Übersicht behält, ist ein wahrer Meisterdetetektiv der Komödie.

Anlässlich des 450. Geburtstages von William Shakespeare spielen wir sein irrwitziges Frühwerk mit sechs spielwütigen Schauspielern: Ein schwindelerregende Verwechslungs-Feuerwerk mit doppeltem Looping, das dem Publikum schier den Atem zu nehmen scheint!

Othello

Trunksucht, Eifersucht, der Rausch der Sinnenlust, Mordlust – der Mensch ist eine Bestie, die das Bestialische in sich zähmen muss. Diese Bändigung der menschlichen Natur zu einer friedvollen Humanität ist jedoch immer wieder gefährdet; das innere Chaos des Einzelnen bricht sich leicht Bahn, durch absichtliche Zerstörung der zerbrechlichen Dämme verführt.

In einer Gesellschaft, die viel auf ihre Werte gibt, in der Blüte ihrer Zivilisation stehend, in dieser kultivierten Gesellschaft lebt ein Außenseiter – Othello, der Mohr.

Er ist ein Militär, vom Rang eines Generals, für die anstehenden Kriege unersetzlich. Othello ist zivilisiert, hat Kultur und beherrscht den Umgang der Menschen miteinander, ja er ist kultivierter als die anderen, und er ist erfolgreich! Aber er ist ein Mohr. Das macht ihn verdächtig. Und für seine Untergebenen ist es daher besonders einfach, sich gegenseitig gegen den Schwarzen aufzustacheln.

Allen voran Othellos Fähnrich, Jago. Zunächst von gekränkter Karriere-Eitelkeit getrieben, macht er alle Menschen seiner Umgebung zu Instrumenten seiner Rache. Nach und nach wächst er in dem zarten und zerbrechlichen Gespinst aus Vertrauen und Selbstbeherrschung, das jede Gesellschaft zusammenhält, zu einem zerstörerischen Dämon.

Nur einige Hinweise Jagos genügen, um in Othello überbordende Eifersucht entstehen zu lassen: Die Liebe zwischen Othello und Desdemona wird zerstört, bis hin zum Mord. Am Ende zerbrechen beide, Jago und Othello, und mit ihnen die Harmonie der Gesellschaft, beide vernichten die Humanität.

Repertoire

Alle Produktionen buchbar über die gesamte Spielzeit.