Ein deutsches Leben
von Christopher Hampton, deutsch von Sabine Pribil

Eine Produktion des Schlosspark Theaters, Berlin
Deutsche Erstaufführung

Mit Brigitte Grothum als Brunhilde Pomsel, Sekretärin von Joseph Goebbels

Brunhilde Pomsel, Berlinerin, 1911 geboren und aufgewachsen im Berlin der 20er Jahre, arbeitete als Sekretärin für einen jüdischen Rechtsanwalt und dann ab 1933 in der Abteilung Zeitfunk der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Für diese Anstellung musste sie in die NSDAP eintreten.

1942 kam sie ins Büro von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Sie war keine flammende Anhängerin der Nazis; sie war, wie sie sagte, völlig unpolitisch. „Nur eine ansteckende Krankheit hätte mich davor bewahren können“, erklärt Pomsel zu diesem Stellenwechsel. „Und doch fühlte ich mich geschmeichelt, weil es eine Auszeichnung war, die schnellste Stenotypistin des Rundfunks.“

Pomsel blieb bis zum Kriegsende Goebbels Sekretärin. Im Luftschutzkeller unter dem Propagandaministerium verbrachte sie die letzten Stunden mit ihrem Chef und seiner Familie – bis zum Mord an den gemeinsamen sechs Kindern und dem Suizid von Joseph und Magda Goebbels. Noch im Bunker wurde sie von den sowjetischen Truppen aufgegriffen. Nach fünfjähriger russischer Gefangenschaft setzte sie ihre Karriere als Chefsekretärin bei der ARD fort.

Dieses grandiose Solo basiert auf Gesprächen und Vorgesprächen für den Film „Ein deutsches Leben“ (2016), die Brunhilde Pomsel im Alter von 102 Jahren führte. Sie erzählt als Zeitzeugin mit exzellentem Erinnerungsvermögen aus ihrer Sicht, aus der Sicht der „unpolitischen Mitläuferin“, ein wichtiges Stück Zeitgeschichte.


Christopher Hampton hat mit „A German Life“ aus diesen originalen Interviews eine eindrucksvolle und aufschlussreiche Studie dieses deutschen Lebens verfasst – und das nicht ohne Humor! Im April 2019 feierte dieses besondere Stück mit Maggie Smith im Bridge Theater London seine umjubelte Uraufführung.

Am 10. Oktober 2020 war „Ein deutsches Leben“ erstmals in deutscher Sprache mit der beliebten Schauspielerin Brigitte Grothum am Schlosspark Theater, Berlin, zu erleben.

Mit dem NEUEN GLOBE THEATER ist diese Deutsche Erstaufführung nun auch im gesamten deutschsprachigen Raum als Gastspielproduktion zu erleben.

Buchbar die ganze Spielzeit 2022/23

Dauer: 75 Minuten ohne Pause

Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag, Wien


Pressestimmen:

„Brigitte Grothum brilliert in der Rolle von Goebbels Sekretärin … Mit Spannung verfolgt man ihr sensationelles Bühnensolo … nuanciert und beklemmend …“ (Berliner Morgenpost)

Brigitte Grothum macht nachdenklich … nicht zuletzt dank der bis auf die kleinste Nuance ausgefeilten Zerrissenheit der gealterten Brunhilde Pomsel, die Brigitte Grothum so exzellent und fast körperlich jedem einzelnen Zuschauer zu vermitteln vermag.“ (Kulturmanagement Berlin Südwest)

Zurück bleibt neben diesem interessanten und wichtigen Stück Zeitgeschichte in ungewöhnlichem Format: Fassungslosigkeit.“ (aufderbuehne.de)

Ein Triumph der Brigitte Grothum.“  (Kulturvolk Blog, Reinhard Wengierek)


Anmerkung des Autors:

Zum ersten Mal wurde ich auf Brunhilde Pomsel aufmerksam, als Jonathan Kent mir den Dokumentarfilm „Ein deutsches Leben“ vorstellte. Regie hatte das Wiener Kollektiv Christian Krönes, Florian Weigsamer, Roland Schrottenhofer und Olaf. S. Müller geführt. Gedreht in einem ästhetisch schönen Schwarz-WeißFormat, um ein 102 Jahre altes Gesicht hervorzuheben, das zerfurchter ist als das von W.H. Arden, durchbrochen von Originalausschnitten damaliger Filme und Bildern aus Konzentrationslagern. Der Film hinterlässt einen eindrucksvollen düsteren Nachgeschmack, aber keinen einfachen Weg für einen Dramatiker ihm zu folgen. Auch das Buch, das dem Film zugrunde liegt (mit dem englischen Titel „The Work I Did“) war in dieser Hinsicht nicht sehr anregend. So fasziniert ich von Frau Pomsel war, so ratlos war ich, wie ich vorgehen sollte, bis mir Christian Krönes das 235-seitige Transkript der Gespräche, die er und sein Team mit ihr im Jahr 2013 geführt hatten, übergab. Plötzlich wurde sie lebendig. Ihre Lebhaftigkeit, ihr Humor, ihre Erzählkraft und ihr Ausweichen, das sich oft durch einen Bruch ihres sonst so flüssigen Erzählens ausdrückt.

Während man es, nachdem man den Film gesehen hat, kaum für möglich hält, dass sie nichts von der Endlösung wusste, obwohl sie für Goebbels arbeitete, war ich nach der Lektüre des Transkripts davon beinahe überzeugt, vor allem durch ihre majestätische Gleichgültigkeit, dem gegenüber was in der Außenwelt passiert sein könnte. Das Bestreben von allen gut zu sprechen – jeder der nicht als sehr nett bezeichnet wird ist eindeutig ein Mistkerl – stolz darauf, wie pflichtbewusst sie in der Arbeit war und mit einer gewissen Skepsis den bizarren und irrationalen   Aufrufen der Politik und der Männer (für sie gleichbedeutend) gegenüber, gehört sie zu jener Wählerschaft, die uns heute so vertraut ist, den Personen, die Autoritäten für gut halten. Die Ironie ist, dass es genau das Ministerium war in dem sie arbeitete – Goebbels‘ Propagandaministerium -, das diese Techniken erfunden und perfektioniert hat, die zynischerweise von heutigen Politikern benutzt werden, um Menschen wie sie in die Irre zu führen, zu benutzen und zu belügen.

Kurz gesagt, ich habe keine Ahnung inwieweit sie die Wahrheit sagt; und es war genau diese Mehrdeutigkeit, die mich an diesem Thema am meisten reizte. Allgemein bevorzuge ich es, Urteile und Schlussfolgerungen dem Publikum zu überlassen. Der Fall von Brunhilde Pomsel bleibt für mich in der Schwebe.

Das ist das erste Mal, dass ich ein Solo geschrieben habe. Für Schauspieler schreiben – so definierte ich üblicherweise meinen Beruf – ist ein gemeinschaftlicher Prozess, Schreiben für eine Schauspielerin noch mehr. Diejenigen von Ihnen, die das Stück gesehen haben, werden rasch viele Unterschiede zwischen Text und Aufführung bemerken. Insbesondere ist der gedruckte Text um zwanzig Prozent länger als die gespielte Fassung. Wenn man das Glück hat, mit der unvergleichlichen Maggie Smith arbeiten zu können, ist man gut beraten ihre Vorschläge und ihren Instinkt aufzunehmen und alles zu tun um ihre Stärken zur Geltung zu bringen. Ich sehe dieses Stück als Rohmaterial, durch das jede Schauspielerin ihren eigenen Weg gehen kann. Im Royal Court Theatre, wo meine Karriere begann, galt der Text als heilig und es wurden heftige Kämpfe um jeden Beistrich geführt und allein der Gedanke, den Autor zu fragen, das Stück weiter zu „entwickeln“, wäre als Ketzerei angesehen und verächtlich abgetan worden. Davon bin ich noch immer geprägt. Ich bevorzuge es im Großen und Ganzen, dass meine Stücke so gespielt werden, wie sie geschrieben sind – aber ich muss zugeben, dass dieser Prozess der Dekonstruktion, der Analyse und der Destillation mit Maggie Smith und Jonathan Kent höchst erfreulich war; und ich bin beiden extrem dankbar.

Christopher Hampton (März 2019)

Weiterlesen »

FOTO-GALERIE

(Fotos sowie weiteres Material zum Download finden Sie  >>HIER)

 

Trailer der Deutschen Erstaufführung im Schlosspark Theater Berlin.

Informationen Anfordern