26. Juni 2025
60 Jahre Andreas Erfurth – Ein Leben für das Theater

Am 26. Juni 2025 feiert Andreas Erfurth seinen 60. Geburtstag – und wir feiern mit ihm nicht nur einen außergewöhnlichen Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, sondern einen Theatermenschen im wahrsten Sinne des Wortes. Einen, der Theater nicht nur liebt, sondern verkörpert. Seit Jahrzehnten. Und ganz besonders seit dem Beginn des Neuen Globe Theaters Potsdam.

Noch bevor das Neue Globe Theater das Licht der Welt erblickte, war Andreas ein prägendes Mitglied bei „Shakespeare und Partner“ – dort glänzte er unter anderem als elektrisierender Jago in Othello (2012) und führte Regie bei Wie es euch gefällt. In Komödie der Irrungen spielte er gleich beide Zwillingsbrüder – ein komödiantisches Meisterstück voller spielerischer Leichtigkeit.

Aus diesem Ensemble entwickelte sich später das Neue Globe Theater – mit Andreas als treibender Kraft, kreativem Motor und Mitinitiator. Gemeinsam mit Sebastian Bischoff und Kai Frederic Schrickel rief er es 2015 in Potsdam ins Leben – getragen von Idealismus, Leidenschaft und der festen Überzeugung, dass gutes Theater kein festes Haus braucht, sondern zu den Menschen kommen will.

Für Andreas ist klar: Theater gehört mitten ins Zentrum des Geschehens – auch jenseits etablierter Bühnen. Ob in Städten oder kleinen Gemeinden, in Abonnement-Theatern, Bürgerhäusern oder open air – gespielt wird mit Anspruch, Herz und Haltung.

Als Vorstandsmitglied im Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg engagiert er sich auch politisch dafür, dass freie Theaterkunst überall ihren Platz findet – nahbar, lebendig und voller Ausdruckskraft.

Am 26. Juni 2015, genau an seinem 50. Geburtstag, eröffnete das Neue Globe Theater mit Hamlet – in der Regie von Kai Frederic Schrickel und in der Übersetzung von Maik Hamburger. Die Premiere fand im Bürgerhaus Pullach unter der Intendanz von Dr. Hannah Stegmayer statt. Andreas übernahm die Rolle der Königin Gertrude – ein ebenso mutiger wie unvergesslicher Auftakt.

Seither ist Andreas aus dem Ensemble nicht wegzudenken. Seine Rollen sind so unterschiedlich wie eindrucksvoll:

In Die Räuber zeichnete er 2015 für die Regie verantwortlich und zeigte seit der Wiederaufnahme den Alten Moor als eine gebrechliche, verwirrte Figur voller tragischer Würde.

In König Lear vereinte er in der Titelrolle grandios als Vater majestätische Stärke mit rührender Zartheit und Zerbrechlichkeit, als Heinz Bösel in Indien war er dann der derbe aber sympathische Unsympathler – und trotzdem zutiefst menschelnd.

In bereits über 90 Vorstellungen von Die Streiche des Scapin erleben wir ihn als griesgrämigen Argante – eitel, selbstgerecht und immer wieder herrlich komisch, in Brecht / Marlowes Leben Eduards II. von England verkörperte er gleich zwei Gegensätze in einer Inszenierung: Henker und Erzbischof – brutal und berührend zugleich. In Der tollste Tag führte er abermals Regie und brachte als Marcelline das Haus mit Ireen Sheer’s „Feuer“ zum Kochen.

In Sturm verwandelte er sich zum grollenden Erzähler und Weltenbeschwörer Prospero, der mit der Magie der Worte wahre Zauberkräfte entfesselte, aber am Ende doch das Leben loslässt, in Max und Moritz spielte er mit Übermut und Spielfreude gleich vier Rollen (!) und in der preisgekrönten Inszenierung von Mephisto gab er einen erschreckend treffsicheren Theophil Marder sowie den „Dicken“ – eine bitterböse Karikatur Hermann Görings, die unter die Haut geht.

Zuletzt sah man ihn als Kemal / Truffaldino in der Goldoni-Überschreibung Diener zweier Herren von John von Düffel und als gereiften Romeo in Ephraim Kishons Komödienklassiker Es war die Lerche – humorvoll, menschlich, immer wieder draufgängerisch und doch mit einem Hauch Melancholie.

Und dann ist da noch Don Quijote. Als Sancho Panza steht Andreas gemeinsam mit Laurenz Wiegand auf weiter Bühne – mit nichts als Sprache, Spiel, Musik (live von Rüdiger Krause) und der Kraft der Fantasie.

Die Deister- und Weserzeitung schrieb dazu:
„Zwei Schauspieler, die schon öfter auf unserer Bühne standen. Laurenz Wiegand als Brechts ‘Eduard der Zweite’ und jetzt als Don Quijote – Andreas Erfurth in ‘Scapins Schelmenstreiche’ von Molière, nun als Sancho Panza, der ‘heimlichen Hauptfigur’ mit einer der schönsten Szenen, die ich auf unserer Bühne erleben durfte, wenn er seinem Don die Gutenacht-Geschichte erzählt, in der Ziege um Ziege über einen Fluss gesetzt wird. Schäfchenzählen als poetisches Spiel eines wunderbaren Schauspielers.“
– Richard Peter, Deister- und Weserzeitung, 17.01.2022 – Stadttheater Hameln

Was Andreas auszeichnet?
Vieles. Seine Genauigkeit. Sein Humor. Seine Haltung. Sein Gespür für Zwischentöne. Und die Fähigkeit, mit einer Geste oder einem Satz ganze Welten zu erschaffen.

Und das Beste:
Wir dürfen uns auf viele weitere Bühnenmomente mit ihm freuen.
In der Spielzeit 2025/26 wird Andreas in allen Produktionen des Neuen Globe Theaters zu erleben sein – in großer Form, mit unverbrauchter Lust und der gleichen Begeisterung wie am ersten Tag.

Lieber Andreas,
dieses Theater wäre ohne dich nicht denkbar.
Du hast es aus der Taufe gehoben, auf Kurs gebracht – und führst es bis heute mit klarem Kompass und offenem Herzen.
Du bist für uns unverzichtbar – als Kollege, Mitstreiter und Freund.
Bleib, wie du bist – und spiel weiter mit uns durch alle Höhen und Abgründe.